
PSYCHOTIC WALTZ
A Social Grace (2024 Remaster)
Doppel-CD
Jahre ist es her, seit ich dieses
Album das letzte Mal gehört habe und ich stieß auch nur durch Zufall wieder
darauf; obwohl ich mir die CD damals gekauft hatte (vielleicht haben wir sie
auch geschickt bekommen, damals wurden wir mit Promos überschüttet…damals…vor 35
Jahren…….wo geht die Zeit nur hin….), mußte ich die Neuauflage haben und habe
den Kauf nicht bereut.
An den Einschlag dieser Platte im
Underground kann ich mich noch genau erinnern – es gab viele Vorschusslorbeeren
für das Demo und als die Scheibe dann da war, wurde die Band mit Lob nur so
überhäuft. Das kam öfters vor, aber das hier war wirklich etwas ganz
Besonderes; eine Band mit einem der beiden Gitarristen im Rollstuhl war schon
an sich Ungewöhnlich (und absolut Bewundernswert), die Musik entzog sich
seinerzeit jeglicher Kategorisierungen. Mit Prog-Metal nur äußerst unzureichend
beschrieben, fräst sich der Opener „…and the Devil cried“ in die Gehörgänge,
einzigartig und perfekt von einer sehr sehr guten Band eingespielt. Dazu kam
Buddy Lackey´s (so nannte er sich damals) wunderbare Stimme, die alle
Stimmlagen beherrschte und fertig war ein Album voller Perlen wie dem
grandiosen „Halo of Thorns“, das muß man echt gehört haben. Langsam eingeleitet
steigert sich das immer weiter, ohne bei aller Komplexität in nicht
nachvollziehbare Strukturen abzugleiten. Das war meiner Meinung nach eine der
absoluten Stärken der Band, es blieb immer im Ohr, der melodische Gesang sowie
die wirklich toll gespielten Gitarren von Dan Rock und Brian McAlpin ließen die
Tür immer offen für jeden, der etwas Neues und Einzigartiges entdecken wollte.
„Another Prophet Song“ ist auch so ein Paradebeispiel, der ruhige Mittelteil
ist für die Ewigkeit, was für eine Atmosphäre, Wahnsinn! Was dann allerdings
mit „I remember“ folgen sollte, entzieht sich jeglicher Superlative – eine
Hommage an Lackey´s Vorbild Ian Anderson erklingt eine Halbballade mit
Gänsehautgarantie und Einsatz einer Flöte (eben wie bei Anderson´s Band Jethro
Tull). Dieser eine Song alleine hebt PW für alle Zeiten aus dem Wust aller VÖs
der damaligen (und heutigen) Zeit heraus, gerade weil er eben nicht
stellvertretend für die sonstigen Songs des Albums steht. Es bleibt nicht mehr
viel zu erzählen, auch das nachfolgende Material übertrifft so gut wie alles,
was es damals und heute gab, „A Psychotic Waltz“ (erinnert angenehm an Fates
Warning zu „Awaken the Guardian“-Zeiten) oder „I of the Storm“ seien
stellvertretend genannt.
Was nun das physische Produkt
(die CD) angeht, so bekommt man hier value for money – ein schönes Digipack mit
Liner-Notes von Drummer Norm Leggio, der zu jedem einzelnen Song ausführlich beschreibt,
wie er entstanden ist, man kann so richtig eintauchen, während man das Album
dazu hört. Es gibt Photos und alle Songtexte im schönen Booklet und nicht zu
vergessen haben wir eine Bonus-CD voll mit Demo-, Rehearsal- und Aufnahmen der
PW-Vorgänger-Band Aslan. Und, beinahe hätte ich mit das Wichtigste vergessen,
das Remastering ist klasse, alles erklingt klarer, druckvoller und lauter als
das ohnehin schon gut produzierte Original, ohne irgendwelchen blödsinnigen
Loudness-Wars zu folgen.
Ganz große Klasse und eine
riesige Empfehlung!
Frank