WINGS OF STEEL
INTERVIEW

WINGS OF STEEL

„Hey Guys, nice to meet you“, so begrüßte uns Sänger Leo Unnermark, den ich an diesem sonnigen Samstag am frühen Abend so ca 1 Std vor Einlaß einfach mal angesprochen und uns vorgestellt hatte (wir hatten uns mit Gitarrist Parker Halub nach unserem Mail-Interview und Bekanntgabe der Tourdaten kurzgeschlossen, uns im KA-nahen Waldbronner Soundcheck One zu treffen). Leider hatte es den guten Parker einige Tage zuvor erwischt und er fühlte sich so schlecht, daß er sogar ins Krankenhaus mußte und der Gig am Tag zuvor abgesagt und um 1 Woche verschoben werden mußte. War also nix mit Treffen, aber Leo entpuppte sich als total offener und netter Gesprächspartner, mit dem wir uns bestimmt 20 Minuten lang unterhielten. Leider haben wir nix aufgezeichnet, so daß ich unser kleines Interview per Gedächtnisprotokoll wiedergeben muß.

Darauf angesprochen, wie sie die Tour auf die Beine gestellt haben, meinte er nur „Parker und ich haben das alleine gemacht“ (ein Management existiert nicht), vorher Tipps von Fans auf ihren Social Media Seiten eingeholt und alle möglichen Leute kontaktiert. Als ich meinen Respekt aussprach, bedankte sich Leo und meinte „Wir versuchen halt alles, um unsere Musik überall ein wenig bekannter zu machen und das geht nur über Auftritte. Wir haben auf nem Festival in nem Zelt gespielt, vor vielleicht 50 Leuten, aber als der Sound nach draußen drang, war das Ding dann plötztlich voll“.

Darauf angesprochen, daß die Band eigentlich nur aus Parker und ihm bestehen würde, gab er zu „es ist schwer, geeignete Leute zu finden. In L.A. bekommst Du dann Leute, die nicht nur 30 Minuten zu spät zur Probe kommen, sondern dann auch die Songs nicht gelernt haben. „Ich dachte, wir machen das zusammen“, für so nen Scheiß hab ich keine Zeit und auch keine Lust, weißt Du? Das ist unsere Band und wir meinen es ernst und wollen alles versuchen, weiterzukommen, was willst Du dann mit solchen Leuten? Da hilft es nicht, wenn es gute Musiker sind, man muß auch die nötige Dizsiplin mitbringen, wenn man weiterkommen möchte. Album und die davor erschienene EP haben wir mit Leuten aufgenommen, die wir noch aus der Schule kennen, Kumpels von uns, auf die man sich verlassen kann, die aber nicht mit rüberkommen konnten. Also haben wir einen deutschen Drummer (Marcel Binder) bzw belgischen Bassisten (Mathieu Trobec) dazu geholt, mit denen wir gerne weiter auch in den USA bzw am nächsten Album arbeiten würden, aber dazu müßten die Jungs alles selbst zahlen, da wir leider kein Geld haben, sie rüberzuholen und unterzubringen. Wir könnten sie nur aus bzw für Konzerte bezahlen und das wird wohl dann nicht hinhauen. Touren wie diese helfen uns dann, quasi unser Portfolio zu erweitern, je mehr wir vorweisen können, umso mehr öffnen sich neue Türen, ergeben sich neue Möglichkeiten.“ Wie halten sich die beiden denn selbst über Wasser? „Ich wohne bei bzw mit meiner Freundin zusammen, Parker bei seinen Eltern, von denen wir auch unterstützt werden. Das, was wir verdienen, stecken wir wieder in die Band, um so eine Basis aufzubauen, die wir dann immer mehr erweitern können.“

Auf die Lage in Clubs und Hallen in ihrer Heimat angesprochen, meinte Leo „Es ist sehr schwer, in L.A. zu spielen – die Club-Besitzer sagen ‚unser Club fasst 800 Leute, also müßt ihr alle Karten kaufen und zusehen, die selbst an den Mann zu bringen.‘ Die Clubs wälzen also das Risiko komplett auf die Bands ab und nehmen dann noch 25% von den Merchandise-Einnahmen“. Alter….das ist ebenso hart wie es unfair ist… Auf den immer noch fehlenden Plattenvertrag angesprochen, meinte Leo, daß ihre Abstinenz selbst gewählt sei. „Wir hatten bereits mehrere Angebote von Labels und haben mit allen verhandelt, aber so wie es ist, akzeptieren wir es nicht.. die Labels erwerben immer auch die Rechte an den Songs, was grundsätzlich okay ist, solange der Vertrag läuft; die meisten nehmen dir die Rechte aber auf Lebenszeit weg oder auf 20 oder 30 Jahre und das machen wir nicht. Ich meine, in 20 Jahren in ich 47 (lacht). Dann veröffentlichen wir unsere Alben eben weiterhin auf DIY-Basis, auch wenn ein Distribution-Deal schon hilfreich wäre, weil man unsere CDs dann überall kaufen könnte.“

Zwischen den einzelnen Konzerten lagen immer mal wieder einige freie Tage, wie haben die Jungs das genutzt? Land und Leute kennengelernt? Und was erzählen sie ihren Kumpels und Familien über Deutschland, wenn sie wieder daheim sind? Sicher nicht den Scheiß von wegen Lederhosen tragen und Sauerkraut essen? „Na ja, mehr Bier als jeder von uns vertragt ihr hier locker“, lacht der Sänger und schiebt hinterher, daß eigentlich 2 oder 3 Tage zur Erholung reichen würden, ansonsten gehen sie ins Gym, um fit zu bleiben, was Guido zur Bemerkung verleitete, daß man das sehen würde, worauf Leo lachend meinte, daß er halt fit bleiben wolle, auch was seine Stimme angeht. „Es macht keinen Unterschied, vor wie vielen Leuten wir auftreten, wir hauen alles raus und haben unseren Spaß dabei. Es ist toll, daß wir hier quasi im Nirgendwo auftreten und die Leute kommen und machen den Club voll und das nur wegen uns, das ist total klasse.“ Und mit Blick auf die Gegend rund um den Club herum schiebt er nach „Und Wälder mag ich sowieso.“ Als ich ihm sage, daß es auf der Hauptstraße Richtung Albtal und Freudenstadt tief in den Schwarzwald hinein geht, erzählt er grinsend, daß er 15 Jahre in Schweden aufgewachsen und dort regelmäßig alleine in die dortigen Wälder gezogen und irgendwann nach 6 Stunden oder so wieder heimgekommen ist.

Zum Ende unseres Gesprächs drücken wir unseren Respekt über die DIY-Attitude von ihm und Parker aus und wünschen ihnen viel Kraft und allen Erfolg. „Es bleibt mir nichts anderes übrig, als das zu tun, das ist es was mir Spaß macht“ meint er, „ich habe mal in nem Schlachthaus gearbeitet und auch das eine oder andere mehr ausprobiert und ich kann das nicht…ich bin Musiker, das ist es, was ich mein Leben lang tun will. It is what it is.“

Zeit für Guido und mich, den kleinen Club (Fassungsvermögen lt Angabe eines dortigen Mitarbeiters 150 Leute) in Augenschein zu nehmen – solltet ihr mal in der Nähe sein, schaut unbedingt mal vorbei, alles ist mit Tourplakaten und Postern geschmückt, von Dio bis Bathory ist alles vertreten, die Leute dort sind alle sehr nett und der Abend verlief total relaxed. So standen wir dann noch ne Weile draußen mit nem gepflegten Hefeweizen im Glas, bis es dann Zeit wurde, die Vorband zu sehen. Here we go:

WINGS OF STEEL LIVE

Frank