Falls ihr die entsprechende CD-Kritik um Review-Teil nicht gelesen haben solltet, so werdet ihr sicherlich zurecht fragen, wer zum Teufel eigentlich Big in Iowa sind??? Nun, als jemand, der seit 1977 HR/HM hört, liegt es auf der Hand, daß sich auch etliche CD´s der Richtung Neil Young, Allman Brothers, Lynyrd Skynyrd, Jethro Tull, eben 70er-Rock, in meiner Sammlung befinden, die ich immer wieder sehr gerne höre. Durch Zufall (durch eine Gratis-CD im ME/Sounds) geriet ich an das Blue Rose-Label (die übrigens gleichbedeutend mit Massacre sind) und einige der dort vertretenen Bands führen das Erbe des 70er-Sounds fort. Big in Iowa gefielen mir mit ihrem melancholischen „September Song“ so gut, daß ich mir gleich die CD zugelegt und zufrieden festgestellt habe, daß hier wirklich allerfeinster US-Rock südlicher Machart geboten wird, so daß ich die Jungs per Mail kontaktierte und gleich Antwort von Sänger und Songwriter Bob Burns erhielt, der mir wie folgt Rede und Antwort stand:
 

Wer spielt außer Dir noch in der Band und wie sind die Reaktionen auf „Twisted“ ausgefallen?

Nun, außer mir (Bob Burns – Rhythm Guitar, Lead Vocals) spielen noch Rick House (Lead Guitar), Ken Glidewell (Bass), Jeff Wilson (drums) sowie Mike McGuire (Hammond B-3-Organ (jaaaaa – ein Heep-/Purple-Fan – Frank), Backing Vocals) bei Big in Iowa. Was die Reaktionen auf „Twisted“ angeht, so hat uns noch keiner gesagt, daß die Platte Schrott wäre, that´s good, right?
 

Wie kommt man als US-Band an einen Deal mit dem deutschen Blue Rose-Label?

Ken und ich blätterten vor eine Probe im „No depression“-Magazin und sahen dort eine Anzeige des Labels, das bereits Künstler wie Steve Wynn und einige andere in ihrem Programm hatte und schickten ihnen zuerst eine Mail und dann unsere Debut-CD (Eigenpressung und in limitierter Auflage zusammen mit „Twisted“ nochmal erschienen – Frank) zusammen mit 3 neuen Songs, die später auf „Twisted“ landeten und anhand dieser Songs nahmen uns Blue Rose für die nächste CD unter Vertrag.
 

Schränkt euch das nicht ein, Blue Rose sind ja nicht übermäßig groß?

Ich glaube nicht, daß uns der Deal mit Blue Rose in irgendeiner Art und Weise einschränkt. Es hat uns eine Menge Pluspunkte und Ansehen eingebracht, auf einem Label zu sein, das solch großartige Künstler unter Vertrag hat.
 

Wie sehen denn die Verkäufe von „Twisted“ aus?

Ein paar Millionen haben wir schon verkauft, uns für all das Geld bereits Villen in Florida zugelegt und fliegen mit unseren Privatjets durch die Gegend, um an allen möglichen Parties mit unseren sexbesessenen Fans teilzunehmen. Nur ein Scherz, unsere CD stieg in den Verkaufscharts von Blue Rose auf 20 ein und liegt nach 8 Monaten immer noch auf Platz 14.
 

War es hilfreich, daß ihr das Debut selbst auf die Beine gestellt habt und wie sieht es mit einem US-Deal aus?

Ja, denn obwohl wir keinen Plattenvertrag mit der CD bekommen haben, hat uns die Scheibe geholfen, wertvolle Kontakte aufzubauen und sehr gute Kritiken für unsere Pressemappen einzuheimsen. Als „Twisted“ erschien, hatten wir bereits rund 300 davon verschickt. Der Vertrag mit Blue Rose läuft nur für Europa, bis jetzt haben leider noch keine US-Labels angebissen, aber wir sind fest davon überzeugt, daß sich das bald ändern wird. (Kennt ihr das irgendwoher, Leute? Wieviele grandiose US-Metal-Bands sind genau daran zugrunde gegangen, daß sie in ihrer Heimat nie einen Deal bekamen? Dieses Phänomen gilt also stilübergreifend... – Frank)
 

Auf der CD prangt ein Sticker mit der Aufschrift „Great rock music for friends of CCR, John Hiatt, Allman Brothers, Eagles, Bob Seger“ – seht ihr euch in dieser musikalischen Richtung? Ich denke, Neil Young fehlt da noch...

Es ist nunmal so, daß der leichteste Weg, jemandem den Stil einer Band zu beschreiben, die er noch nie gehört hat, der Vergleich mit anderen Bands ist. Die Bands, die auf der CD erwähnt werden, sind Bands, die von Kritikern schon im Zusammenhang mit uns herangezogen worden sind. Klar, es fehlen noch ein paar, aber so ein Aufkleber hat eben nicht unbegrenzt Platz. Ob wir nun damit einverstanden sind? Ich weiß es nicht, denn wir haben so viele verschiedene Einflüsse. Wenn ich einen Song schreibe, dann schreibe ich ihn so, wie ich ihn im Kopf habe, wie er zu mir kommt und versuche nicht, ihn in irgendeine Form zu pressen, in die er gar nicht hineingehört, daher weiß ich auch nicht, in welche musikalische Richtung wir gehen. Ken würde das bei seinen Songs sicher genauso sehen. Ich habe da eine bestimmte Formel: Wenn ich die Musik mag, dann ist es einfach gute, alte Musik für mich, ganz egal, welche Vergleiche dafür herangezogen werden.
 

Würdest Du zustimmen, wenn ich behaupte, daß es da so ein gwisses melancholisches Feeling bei euren Songs gibt, Träume von Beziehungen und Freundschaften, die vergangen sind, obwohl die Musik alles andere als negativ oder depressiv ist?

Da stimme ich Dir zu. Ich weiß nicht, was Ken zu seinen Songs sagen würde, aber meine Songs basieren auf tatsächlichen Ereignissen. Um ein Beispiel zu nennen, „Life takes place“ schildert eine Erfahrung, die ich gemacht habe, als ich in Frankfurt stationiert war. Die erste Strophe handelt von einem wunderschönen Sonntag morgen ca. 1989, ich war auf dem Heimweg von einer Party und bin gerade über eine Brücke und über den Römerplatz gegangen, als die Kirchenglocken zu läuten begannen. Die zweite Strophe handelt von einer Nacht, die ich in Salzburg verbracht habe. Dort gab es einen tollen Kirchenvorplatz und ein riesiges Soundsystem donnerte Mozart durch die Gegend. Ich dachte, die Engel (oder der Teufel) würden mich holen. Nachdem ich diese Dinge gesehen hatte, wollte ich, daß alle meine Freunde erfahren, was ich dabei gefühlt habe.
 

Wenn ich auf das Cover, die Innenseite des Booklets und auf all die Photos schaue, dann geben diese genau das wieder, was man sich so von der Gegend vorstellt, wo Bands herkommen, die solche Musik machen: Endlos lange Straßen, Motorräder, Felder usw. – sieht es wirklich so bei euch zuhause aus? Wenn ja, beeinflußt dies die Musik in irgendeiner Art und Weise?

Die Umgebung, in der man lebt, beeinflußt die Musik immer. Es mag sich verrückt anhören, aber wenn ich einen Song schreibe, dann stelle ich mir oft vor, wie er sich wohl anhören würde, wenn ich an einem klaren Herbsttag auf einer Landstraße mit heruntergekurbelten Scheiben entlang fahren würde. Wir haben sehr viele ländliche Gebiete in den Staaten, auch viele conjested areas (hol mich der Teufel, auch die größten Wörterbücher haben mir das Geheimnis des Wörtchens conjested nicht preisgegeben... – Frank). Eines der Bilder wurde in meiner Heimatstadt Hamilton, Ohio, gemacht und einige in Nashville, Tennessee, die meisten stammen aber aus der Heimatstadt meines Vaters, Wellman, Iowa. Meine Großmutter lebt immer noch dort. Die Stadt hat etwa 700 Einwohner und wenn Du vorbeifährst und nur einmal blinzelst, hast Du sie verpaßt. Hier gibt es keinen anderen Gedanken, als den ganzen Tag auf Straßen zu fahren, die durch Kornfelder führen. Ich wollte dieses Feeling auf Film festhalten und weißt Du was? Es war ein klarer Herbsttag und ich fuhr auf einer Landstaße mit heruntergekurbelten Scheiben.
 

Du schreibst die meisten eurer Songs. Ist Big in Iowa „Deine“ Band oder läuft alles auf demokratischer Basis ab?

Ich bin der Hauptsongwriter der Band, aber jeder von uns hat seine eigenen Fähigkeiten und Talente, die uns als ein Team zusammenbringen. Einige tun mehr als die anderen, aber ich denke, man kann es „unsere“ Band nennen.
 

Auf euren CD´s und sogar auf eurer Homepage ist stets dieser Kuhkopf zu sehen. Ist das nur ein Witz oder so etwas wie euer Markenzeichen?

Es ist unser Markenzeichner. Eric Clark, ein Freund von uns, ist ein wirklich talentierter Künstler, der sein eigenes Underground-Comicbuch „Evil Cheese“ betreibt. Zu der Zeit, als  wir von der mad cow epidemic heimgesucht wurden (in Iowa gibt es sehr viele Kühe), gaben wir unsere Idee an ihn weiter und er kam mit diesem verrückt dreinschauenden Kuhkopf an. Wir benutzen ihn überall und auf allem, unser Ziel ist es, daß die Leute uns sofort mit diesem verrückten Kuhkopf in Verbindung bringen - ein Mädchen, das wir kennen, hat ihn sich sogar auf den Oberschenkel tätowieren lassen. (Ah, ja... – Frank).
 

Die Musik, die ihr macht, ist nicht gerade das, was man als modisch oder gar „in“ bezeichnen kann – wie auch immer, Bands, die diese Art von Musik spielen, können dennoch auf gut besuchte Konzerte und gute Plattenverkäufe verweisen. Warum gleubst Du, wird gute Rockmusik von TV, Radiostationen und Magazinen so gerne übersehen?

Nun, ich denke, daß unsere Art von Musik demnächst einen Durchbruch auf breiterer Ebene erleben wird, momentan jedoch ist unser Stil nicht sehr angesagt. Vielleicht wird Roots Rock oder Alternative Country oder wie immer man es nennen mag, das nächste angesagte Ding sein, das wieder zurückkommt? Ich hoffe, daß da bald was passiert, because I´m tired of all these pussy alternative bands that can´t play their instruments. Versteh‘ mich nicht falsch, ich mag Alternative Music (ich bin damit aufgewachsen), aber um ehrlich zu sein, es gibt jede Menge Scheiße, die es nicht verdient hat, auch noch im Radio gespielt zu werden. Kann ich „pussy“ sagen? Und „Scheiße“? (Aber klar doch, kein Problem!!! – Frank)
 

Habt ihr schon in Europa gespielt bzw. ist da irgendwas in Planung. Wie sehen die Zuschauermengen aus, die ihr zuhause ziehen könnt?

Wir waren noch nicht in Europa, es war geplant, daß wir im März rüberkommen und mit America oder Fastball spielen würden, aber das kam leider nicht zustande. Ich bin sicher, daß wir mal zu euch rüberkommen werden, aber ich habe keine Ahnung, wann das sein wird. Wir haben schon vor 3, aber auch schon vor bis zu 1.200 Leuten hier in den USA gespielt.
 

Ihr habt auf einem Neil Young-Tributalbum mitgemacht, also nehme ich mal an, daß ihr seine Musik ebenso mögt wie ich – hast Du eine Lieblingsplatte von ihm bzw. andere Bands, die empfehlenswert sind?

Der Sampler heißt „This note´s for you too!“ und wird am 20. April bei Inbetweens Rec. erscheinen. Wenn Du mich fragst, welches meine Lieblingsplatte von Neil Young ist, ist das, als wenn Du mich fragen würdest, was meine Lieblingsplatte von den Beatles ist, eine Frage, die beinahe unmöglich zu beantworten ist (Warum? Bei den Beatles hätte ich das schnell beantwortet: Keines, ha ha – Frank). Ich denke, ich mag „Everybody knows this is nowhere“ am liebsten, „Cowgirl in the sand“ kann ich stundenlang anhören! Was andere gute Bands angeht, das sind viel zu viele, das würde den Platz hier sprengen, daher mache ich lieber mit der nächsten Frage weiter.
 

Ihr seid nun in einem Metal-Magazin vertreten – habt ihr eigentlich überhaupt eine Beziehung zum HM oder denkt ihr vielleicht, HM-Fans sind nur langhaarige Idioten, die laute Musik hören, so wie dies die deutsche Öffentlichkeit so gerne tut, ha ha...

Was die anderen Jungs in der Band angeht, bin ich mir nicht sicher, aber ich mag Black Sabbath, Tool, Helmet, Replicants (? – Frank), alte Metallica (yes!!! – Frank) etc. Ich mag auch diese deutsche Band, die gerade groß in den USA abräumt, ich glaube, sie heißen Rammstein? Die sind wirklich neu für uns hier and different is good sometimes. Die sind definitiv besser als 99 Luftballons! Natürlich halten wir HM-Fans nicht für langhaarige Idioten. (Stimmt, lange Haare haben wir auch nicht, über das andere gehen die Meinungen auseinander, ha ha – Frank).