SAXON
Into the Labyrinth
Saxon gehören zu den lieb gewonnenen Altmeistern, zumindest was
die stets positiven Reviews angeht. Ich für meinen Teil bin Fan
seit „Wheels of steel“ rauskam und habe die Band schon ´81 live
gesehen und kann schon seit geraumer Zeit kaum mehr was mit den
Veröffentlichungen der Band anfangen. Zuviel Mittelmaß und
(auf dieser Scheibe) Stilfremdes versauen den Eindruck und die wenigen
guten Songs schaffen es nicht, das Gesamturteil positiv zu gestalten.
Stutzig gemacht hat mich schon die eher lauwarme Kritik im Classic
Rock, die hier sogar noch weit weniger positiv ausfällt – wir
haben nämlich leider nur 2 richtig geile Songs am Start, den
langen Album-Opener „Battalions of Steel“ (so a la „Crusader“, mit viel
Melodie und Wucht) sowie das schnelle und äußerst aggressive
„Demon Sweeney Todd“ (mit richtig geilem Riff). Ansonsten regiert
biederstes Mittelmaß, Songs wie „Live to rock“ sind ein Witz,
kann man heutzutage denn wirklich noch mit so etwas daherkommen??? Ich
brauche auch keine Blues-Ballade und eine Bottleneck-Version eines eh
schon nicht besonders tollen Stückes der jüngeren
Vergangeheit und wenn ich dann noch lesen muß, daß Biff
& Co auch noch eine Unplugged-Scheibe ihrer größten Hits
machen wollen, wäre es vielleicht an der Zeit, so manch altem Sack
im Saxon-Camp zu raten, das Feld den jüngeren und besseren Bands
vom Schlage Bullet for my Valentine & Co zu überlassen, bevor
man sein eigenes Vermächtnis dermaßen vergewaltigt. Und
Blues-Sänger gibt es ebenfalls dutzende bessere als Biff Byford.
Aber wer weiß, vielleicht wird der gute Biff ja so langsam
senil...?!
Frank
MOONSPELL
Night eternal
Also, ich weiß nicht....Moonspell haben nach gutem Start ihrer
Karriere incl Meilensteine wie „Wolfheart“ und „Irreligious“ ein
Paradebeispiel dafür abgeliefert, wie man sich von seinen Wurzeln
und seinen Qualitätsmerkmalen entfernt, nur um danach
reumütig das Steuer viel zu sehr wieder herumzureißen und
mit dem Holzhammer auf „Memorial“ an alte Glanztaten zu erinnern. „NE“
bietet mir leider immer noch zu viel schwarzmetallisches Geprügel,
welches zu selten von wirklich glanzvollen Verneigungen vor der
Vergangenheit unterbrochen wird: „Scorpion Flower“ etwa, „Dreamless“
und das wunderschön an „Full Moon Madness“ erinnernde „First
light“ sind die gigantischen Höhepunkte einer Platte, die mir
ansonsten wie gesagt zu sehr auf den Punkt gehämmert wird und
sowohl das morbide-romantische als auch das unheimliche Flair vermissen
läßt, welches die alten Songs ausgezeichnet hat. Geht man
aber von „Memorial“ zu „Night eternal“, so ist die
Aufwärtsentwicklung deutlich zu sehen, die genannten Songs geben
Hoffnung für die Zukunft. Warten wir´s also ab...ich
für meinen Teil habe mir die 3 Titel (legal!) heruntergeladen und
genieße sie stets aufs Neue im Auto.
Frank
KREATOR
Hordes of Chaos
Auf die neue Kreator war ich besonders gespannt, umso besser, daß
man in manche Alben komplett reinhören kann, noch bevor die
Scheibe rauskommt (auch wenn das bei uns Pennern natürlich dann
erst nachträglich zu lesen ist…). „HOC“ ist perfekt gespielt,
Riffs und Leads wie hier gibt es nicht mehr oft heutzutage, die
Produktion stimmt auch, soweit man das per PC-Boxen beurteilen kann.
Einzig Milles Stimme nervt hie und da, weil sie meiner Meinung nach zu
oft in eher hysterische Höhen vordringt, ein wenig mehr Aggression
mit tieferem Organ wäre mir lieber gewesen. Aber dieser Punkt
sollte euch nicht vom Reinhören abhalten, alleine der Rauswerfer
„Demon Prince“ wird Heerscharen von Thrash Bands resigniert den Kopf
schütteln lassen – für solche Riffs und Ideen würden
viele alles geben. Kreator machen das einfach mal so und liefern unterm
Strich mit „HOC“ ein weiteres Thrash Highlight ab, welches ihr euch auf
jeden Fall geben solltet.
Frank
SAXON
Strong arm of the law
Wurde auch mal Zeit….die CD war irgendwie nie so richtig zu bekommen,
jetzt endlich wurden die ersten 3 Scheiben (also noch “Saxon” und
“Wheels of steel”) neu aufgelegt, remastered und mit massig
Bonus-Tracks versehen. Über 80er Granaten wie „Heavy Metal
Thunder“, den Titelsong, „20.000 Ft“ oder „Dallas 1PM“ braucht man
wirklich keine Worte zu verlieren, vielleicht eher über den
bescheidenen Sound...es knirscht und kracht doch ganz bedenklich an
einigen Stellen, als ob die Überspielung nicht richtig geklappt
oder die CD unsauber gepreßt worden wäre, so ein Mist. Werde
mir auf jeden Fall noch mal ne andere Version anhören. Die
Bonus-Tracks sind interessant, wenn auch nicht essentiell, 4 x 82er
Aufnahmen einer BBC-Seesion, eine Alternative-Version von „To hell and
back again“ sowie ein Demo von „Sixth Form Girls“ namens „Mandy“ (auf
beiden singt Biff reichlich komisch, wie ich finde), sowie zwei 2009er
Remixes von „20.000 Ft“ und „HM Thunder“. Dazu ein ganz nettes Booklet
und fertig ist eine Scheibe, die trotz der klanglichen Defizite (die
die „Wheels../Strong arm..“ Doppel-CD, die ebenfalls massig Bonus-Songs
bietet, nicht hatte) für 9,99 € eine gute Anschaffung ist. Im
April erscheinen dann „Denim and Leather“, „Power and the Glory“ sowie
„Crusader“ ebenfalls remastered und mit Bonus-Tracks, auch da werde ich
wohl bei der einen oder anderen zuschlagen müssen *g*.
Frank
ANGEL WITCH
Same (25th Anniversary Expanded Edition)
Viele der obskuren Sachen der 80er werden ja im nachhinein zu
Klassikern gemacht, die meisten davon sind schon zu Recht so anonym
geblieben, wie sie damals waren. Diese Platte hier gehört nicht
dazu. Von der Presse ziemlich verrissen, steht die LP schon viele Jahre
bei mir im Schrank und da ich momentan eher „klassische“ denn „moderne“
Sounds höre, habe ich mir diese CD zusammen mit der folgenden bei
play.com für läppische 4,49 € bestellt (ohne Versandkosten,
checkt den Laden mal an, da gibt es massig guten Metal zu noch besseren
Preisen). Die Band wurde völlig zu Unrecht so runtergemacht,
ihr harter und durch die eingängigen Refrains sehr melodischer
Sound hat bis heute nichts von seinem Reiz verloren, der Titelsong,
„Atlantis“, „White Witch“ oder das tolle „Sorcerers“ sind
Paradebeispiele für die NWOBHM und spielten durchaus in einer Liga
mit den bekannteren Bands. Kevin Heybounes Gesang war mitelhoch bis
hoch, die Gitarren erinnerten mit so manchem Doppel-Lead an Lizzy oder
Maiden und nicht nur das etwas sentimentale „Free Man“ (kann mich
erinnern, daß dieser Titel damals auch mal im Radio zu hören
war) erinnert daran, daß wir es hier mit einer sehr guten Band zu
tun hatten. Der schroffe Rauswerfer „Angel of Death“ mündete in
den ruhigen Abschluß „Devil´s Tower“ und die vorliegende
Scheibe bietet neben 6 Single-B-Seiten bzw Sampler-Beiträgen auch
noch 4 Songs aus der BBC Friday Rock Show vom 14.03.80 sowie ein
schönes Booklet mit Liner-Notes, damaligen Reviews und das Cover
sieht immer noch gigantisch aus. Für nichtmal 5,--€ ein
Pflichtkauf und ein Meilenstein der damaligen Zeit, als selbst Bands
wie Maiden, Def Leppard oder Saxon noch ihre ersten Schritte machten.
Frank
MEAT LOAF
Dead Ringer
Yeah!!! Lange habe ich gesucht, jetzt hab ich sie endlich zu nem
Dumping-Preis bekommen! Die zweite Scheibe des gigantischen (trifft
sowohl auf Körperfülle als auch die gesanglichen
Fähigkeiten zu) Sängers reichte nicht an den alles
vernichtenden „Bat out of Hell“-Erstschlag heran, steht aber dennoch
als einer der Höhepunkte in der langen Meat Loaf-Geschichte da.
Dafür sorgen der harte Opener „Peel out“, das sich immer weiter
steigernde „I´m gonna love her for both of us“, „I´ll kill
you if you don´t come back” sowie “Read ´em and weep”,
alles Klasse-Songs mit viel Power und Melodie, dazu auch noch besser
produziert als das bekanntere Debut. Der Höhepunkt wartet mit dem
gigantisch gesprochenen Intro „Nocturnal Pleasure“ (verbreitet
irgendwie irgendwie Endzeit-Stimmung, das hören sie beim KSC schon
seit Wochen, diese Idioten....) sowie dem Titelsong „Dead Ringer for
love“, einem kurzen, knackigen Rock´n´Roller, zusammen mit
Cher gesungen (das Video dazu ist auch klasse, auch da ist Madame
dabei, da sah sie wenigstens noch echt aus....). Da kann man die beiden
schwächeren Songs „More than you deserve“ sowie den etwas laschen
Rauswerfer „Everything is permitted“ getrost verschmerzen. Das Cover
spiegelt die epische Wucht der Musik wieder und das Backcover mit dem
verschwitzten Jungengesicht des Sängers kommt auch klasse
rüber. Auch hier gilt, für weniger als 5,--€ ist das
Pflichtprogramm!
Frank
THUNDERSTRUCK
DVD
5 AC/DC-Fans schwören sich nach einem Konzert 1991 und nach einer
wundersamen Rettung durch ein Plakat von Bon Scott, daß der erste
von ihnen, der sterben würde, von den anderen neben Bon´s
Grab beerdigt werden solle. Die Jungs haben lange Haare, tragen
Metaller-Kleidung, spielen in einer Band namens The Jack und sind so
drauf, wie man es mit 16,17 eben so ist. 12 Jahre später und auch
hier nahm das Leben seinen Lauf, man hat sich aus den Augen verloren,
aber der Tod (durch Stromschlag!) eines der fünf bringt die
anderen wieder zusammen und sie machen sich auf, ihr Versprechen zu
erfüllen. Klang witzig und da ich die DVD nagelneu für 3,--€
bekommen habe, war´s mir das wert. Und ich hätte auch mehr
gezahlt, denn dieser kleine Film von 5 australischen Jungs, die 3.000km
zurücklegen und dabei allerhand witzige und peinliche Dinge
erleben, ist sympathisch und kommt frisch und naiv daher, die
Darsteller sind gut und am Ende gibt es dann ein Riesen-Happening am
Grab Bon Scott´s zusammen mit tausenden anderer AC/DC-Fans....wie
es dazu kommt, erzählt diese DVD. Lustig, ein wenig sentimental
und am Ende laut und stolz. Ich hab die eineinhalb Stunden genossen,
endlich mal was anderes, einfach ein schöner kleiner Film
über Dinge, die, so scheint es, nur Metallern passieren
können. Solltet ihr ihn irgendwo sehen, schlagt zu!
Frank
GERRY McAVOY
Riding Shotgun – 35 years on the road with Rory Gallagher and Nine
Below Zero (Buch)
Hier schreibt einer, der einen der größten Gitarristen aller
Zeiten 20 Jahre lang als einziges konstantes Bandmitglied begleitet
hat. Bassist McAvoy hat einiges zu erzählen und schildert
Gallagher als ruhigen, verschlossenen und zurückgezogen lebenden
Menschen, der nicht immer ganz einfach zu handeln gewesen ist. So zog
sich dieser wann immer möglich lieber zurück und las in
seinen geliebten Detektiv-Romanen, als mit den anderen was zu trinken.
Leider spielte der Alkohol dennoch und gerade in den letzten Jahren,
als die Bandpausen länger wurden, eine immer größere
Rolle im Leben Gallaghers und kostete ihn schlußendlich 1995 auch
das Leben, als sich nach einer eigentlich gut verlaufenen
Lebertransplantation eine Infektion einstellte, an der er
schließlich starb. Hier erscheinen einem die Kommentare des
Autors, der sich stets als Freund Rory´s darstellt, ein wenig
fadenscheinig von wg daß er nicht wußte, daß er so
krank gewesen ist. Warum nach 20 Jahren zusammen erlebter Dinge rund um
den Globus nicht einfach mal anrufen? Es war schlußendlich allen
bekannt, daß er sich stets zurückzog und ganz sicher nicht
von sich aus über seine Probleme sprechen würde. Zu McAvoys
Gunsten spricht aber, daß aus jeder Zeile seine Verehrung
für seinen einstigen Boß spricht und er glaubwürdig
vermittelt, wie dankbar er für die Zeit ist, die er in der Band
war. Zudem ist er auch so ehrlich zuzugeben, wie sehr er sich
gewünscht hätte, ihn nach Ende der letzten Tour, nachdem sein
Ausstieg klar war, einfach zu umarmen und ihm zu sagen, wieviel er und
all die Jahre ihm bedeutet haben, was er aber nicht getan hat. Neben
all den Geschichten und Geschichtchen geht er auch auf sein eigenes
Leben ein, welches von recht häufig wechselnden Partnerschaften
und seiner neuen Band Nine Below Zero handelt. Unterm Strich steht ein
ehrlich geschriebenes, leicht verständliches Buch, welches von
seiner Wärme und Offenheit (und leider vielen falsch geschiebenen
Bandnamen wie z.B. mehrfach „Judus Priest“) lebt, mit vielen Bildern
versehen ist und Lust macht, sich mal wieder „Photo Finish“, „Top
Priority“, „Defender“ oder „Stage Struck“ (meine Lieblingsplatten)
aufzulegen und einer weiteren Legende zu gedenken, die viel zu
früh gestorben ist. Daß mittlerweile Straßen in Cork
(Rory´s Heimatstadt), Dublin und sogar Paris nach ihm benannt
wurden und es auch eine Briefmarke zu seinen Ehren gab, zeigt im
Verbund mit der Masse an Berühmtheiten, die ihn in höchsten
Tönen loben, wie wichtig und einflußreich Rory Gallagher
gewesen ist. Am Ende steht für mich die bittere Anmerkung seines
Bruders und Managers Donal, daß dies alles sehr schön sei
und ihn stolz mache, er sich aber gewünscht hätte, daß
all diese Leute dies während Rorys Lebzeiten zum Ausdruck gebracht
hätten. RIP, Rory!
Frank