MEGADETH
The
Sick, the Dying…and the Dead!
Sehr
gespannt war ich auf die neue Megadeth, die mit dem Titelsong startet und
gleich mal in den Startblöcken hängenbleibt. Anstatt gleich voll loszulegen,
fängt es langsam an und bleibt auch so, uninspiriert und langweilig. Hm. Das
nachfolgende „Life in Hell“ zieht dann das Tempo an, das Qualitätslevel leider
nicht. Immer wenn der Gesang einsetzt, klingt alles auf einmal gequält und
irgendwie gelangweilt und weit von dem entfernt, was die Band mal ausgemacht
hat. Das vorab bekannte „Night Stalkers“ ist dann endlich das, was man von
Mustaine & Co erwarten durfte, schnell und mitreißend, nicht zuletzt
steuert Ice-T den Mittelteil bei und wie bei den genialen Body Count steigert
das den Aggressivitätsgrad gleich um Welten, geil! „Dogs of Chernobyl“ beginnt
klasse, gewaltig und baut eine Spannung auf, die mit Einsetzen des Gesangs
gleich wieder verfliegt, verdammt, ist das langweilig!!! Nach 4 Minuten wird´s
zum Glück schneller, der Gesang aggressiver, die alten Megadeth scheinen durch,
so daß man wenigstens das letzte Drittel als gelungen bezeichnen kann.
„Sacrifice“ finde ich wieder nicht besonders, das Solo ist klasse, aber das
war´s dann auch schon. Und so geht es weiter, Song um Song, es fühlt sich an,
als ob hier Ausschußware verwendet worden wäre, das ist alles so schrecklich
halbgar und nichtssagend. Ich muß nicht mal sonderlich weit in die
Vergangenheit gehen, um mit „Endgame“ eine Platte zu finden, die nur so
überläuft von Power und Angepisstheit, das hier ist ein lahmes Alterswerk und
es kotzt mich wirklich an, das schreiben zu müssen, weil ich mich auf die
Platte gefreut hatte. „Soldier on!“ kann man noch positiv erwähnen,
„Célebutante“ lugt auch noch aus diesem Sammelsurium des Mittelmaßes heraus
(was ein geiles Riff), „We’ll be back“ ist ein furioser Wirbelwind alter Klasse,
da raucht es so richtig, einer der geilsten Songs der Band ever und das war´s
dann. 4 von 12. Zu wenig, um die CD zu kaufen, zu wenig für eine Band wie
Megadeth, da können all diejenigen, die alles gut finden, was alte Bands neu
veröffentlichen, noch so aufheulen, dieses Phänomen ist ja leider auch bei
Maiden oder Metallica zu beobachten. Schwach, enttäuschend, langweilig. Und wer
den Unterschied zwischen den genannten 4 Krachern und dem Rest nicht erkennt,
ist entweder taub oder folgt blind allem, was unter großen Namen veröffentlicht
wird.
Frank
KREATOR
Hate
über alles
Sehr
gespannt war ich auf die neue Kreator, die nach Intro mit dem Titelong (trotz
meiner Meinung nach bescheuertem Titel) fett und aggressiv loslegt, bevor
„Killer of Jesus“ in gleicher Art und Weise nachlegt, ein gelungener
Doppelschlag also gleich zu Beginn, melodisch, schnell und heftig, ganz im
Stile der beiden Vorgänger. Leider halte ich „Crush the Tyrants“ für sehr
langweilig, ein Stampfer, bei dem rein gar nichts passiert, die gute
Gitarrenarbeit reißt es hier auch nicht raus. „Strongest of the Strong“ war ja
bereits vorher online zu hören, ein Ausflug in eher originäre Power
Metal-Gefilde, das aber mit so viel Klasse (Gitarren sind der Hammer), daß das
einer der besten Kreator-Songs überhaupt geworden ist. „Become immortal“
erzählt dann von der Geschichte der Band, die musikalische Seite finde ich eher
durchschnittlich und die Pseudo-Mitsing-Chöre sind peinlich, sorry. Beim
melodisch eingeleiteten „Conquer and Destroy“ wird zum Glück wieder
hochgeschaltet, sehr geil! „Midnight Sun“ wurde mit coolem Video bereits vorher
veröffentlicht und hat mit dem Mitwirken einer Sängerin auch ohne Clip nichts
von seinem Reiz verloren, gefällt mir total! „Demonic Future“ ist dann wieder
ein schneller Banger mit melodischen Gitarren im qualitativ hochwertigen
Kreator-Stil der Neuzeit. „Pride comes before the fall“ ist dann leider wieder
ziemlich belanglos, auch wenn das Solo mal wieder super ist. Und auch am Ende
reagiert eher Langeweile, statt eines feinen Rauswerfers bringt „Dying Planet“
fast 7 Minuten Mittelmaß, mit welchem man seine Zeit nicht vergeuden muß
heutzutage. Unterm Strich überwiegen die guten Sachen, die dann auch wirklich
so klasse sind, daß sie die paar Ausfälle mehr aus ausgleichen. Gekauft habe
ich mir die CD im Gegensatz zu den beiden Vorgängern allerdings nicht..
Frank
ARCH
ENEMY
Deceivers
Nachdem
die Band bereits diverse Videos vorab zugänglich gemacht hatte, war ich
gespannt auf den Rest der Platte, der das gebotene Niveau zum Glück halten
kann. Sieht man von den eher langweiligen „Eye of the Storm“ sowie „Poisened
Arrow“ ab, bieten die meisten Songs das gewohnte schnelle Material mit nach wie
vor brillianten Gitarren und dem wie gewohnt derben Gesang von Frontfrau Alyssa
White-Gluz. „The Watcher“ könnte in der Melodie des Refrains auch von Maiden
stammen, das Solo ist der Hammer. „Handshake with Hell“ zeigt, daß die Stimme
auch ohne Growls klasse ist, der Beginn von „Spreading Black Wings“ ist
gigantisch, ultraheavy und kommt wie der ganze Song ein wenig epischer daher. „One
last time“ erinnert in Teilen wie so einiges an alte In Flames und so steht
unterm Strich sicher eine gute Geldanlage für die angesprochene Klientel. Ich
selbst hab´s mir gespart, denn ich habe bereits das eine oder andere der Band
im Schrank stehen und das ist dann auch genug. A propos In Flames – hört mal in
das neue „The Great Deceiver“ rein, das ist mal richtig geil. Wäre schön, wenn sich
mal wieder ne Platte durchgehend so anhören würde, aber das glaube ich erst,
wenn ich es höre..
Frank
VIO-LENCE
Let
the World burn (EP)
Endlich!!!
Eine der ganz großen Bands aus einer besseren Zeit ist zurück. Zwar nur mit 5
Songs und ner EP, aber immer noch besser als nix. „Flesh from Bone“ sowie den
Titelsong konnte man schon ne zeitlang Online hören und das war schon mal eine
ordentliche Dosis Bay Area-Thrash, die neugierig auf mehr gemacht hat. Und was
soll ich sagen, die beiden Songs stehen an Anfang und Ende der Platte und haben
sich das Beste für dazwischen aufgehoben: Das schwere stampfende „Upon their
Cross“ sowie den Höhepunkt „Gato Negro“. Pfeilschnell, total abwechslungsreich,
irrwitzige Riffs und Soli, dazu Sean Killians unverwechselbare Stimme und
fertig ist ein kleines aber feines Meisterwerk, welches bei mir rauf und runter
läuft. Schon das Cover rechtfertigt den Kauf der CD.
Frank
TOXIK
Dis
Morta
Whoa!!!!
Was war das denn?? Das fragt man sich, wenn man sich die Scheibe angehört hat,
die wie ein Wirbelwind an einem vorbeizieht und einen mit heruntergeklappter
Kinnlade zurückläßt. Jessas, was da an Riffs und Abwechslung geboten wird, läßt
sich schwer in Worte fassen. Der Titelsong brettert voll drauflos, aber hört
mal auf das Ende…“Feeding Frenzy“ (der Titel paßt) kommt rasend hinterher, mit
fettem Sound, geilen Riffs und Leads sowie hohem Gesang, der allerdings nie
nervt und genau zur irrwitzigen Musik paßt. Techno Thrash hieß das mal, ich hab
auch die beiden Werke aus den 80ern noch irgendwo in der Sammlung, von denen
mir das 89er „Think this“ im Gedächtnis geblieben ist. Kompliziert und schwer
zu hören, aber sowas von geil..Sänger Michael Sanders ist nicht mehr dabei,
aber sein Nachfolger macht seine Sache gigantisch gut, Mastermind Josh
Christian ist noch da und sorgt für feinste Leads, sperrig und schwer, rasend
und eingängig, alles zugleich. Am besten, ihr zieht euch die Platte über
youtube rein, Anspieltip „Straight Razor“. Oder die beiden abartigsten Songs
„Hyper Reality“ und „Creating the Abyss“, das ist ebenso verrückt, wie es
genial ist. Und dann kauft ihr das Ding, CD, Download, whatever. Die Band
wird’s euch danken, denn so ein eigenständiger und sperriger Sound wird sich
kaum verkaufen. Wahnsinnig geil.
Frank
MACHINE
HEAD
Of
Kingdom and Crown
Der
Ami würde sagen „Dude, I don´t get it“. So geht’s mir mit dieser allseits
abgefeierten Scheibe. Mir ist das zu glatt, zu berechenbar…fetteste moderne
Riffs, ultra-heavy und thrashig, dazu derber Gesang auf der einen Seite, melodischer
eingängiger bzw mehrstimmiger Gesang mit vielen Melodien auf der anderen Seite
und das eine ganze Platte lang, Song für Song. Mir ist das zu vorhersehbar, so
gut die Riffs auch teilweise sind, aber das hab ich alles schon bei Killswitch
Engage und nicht zuletzt von Machine Head selbst besser gehört („The
Blackening“). Nix für mich.
Frank
RAZOR
Cycle
of Contempt
Alte
Bekannte aus Kanada tauchen wieder auf und das mit monstösem Thrash-Lärm,
eingeleitet vom furios abgehenden „Flames of Hatred“, das ist richtig geiles
Riffing, die galoppierenden Drums dazu, herrlich. Weniger herrlich kommt leider
der Gesang von Bob Reid daher, das ist mir zu eintönig gebrüllt, da ist null
Abwechslung drin, schade eigentlich…das sollte euch aber nicht vom Genuß von Brechern
wie „Jabroni“, „Off my meds“, „First Rate Hate“ oder „Setup“ abhalten.
Hintenraus geht den Jungs in Sachen Songwriting ein bissel der Dampf aus, aber
eine ausführliche Hörprobe hat sich die Band verdient, bei der ich mir
lediglich Sheepdog als Sänger gewünscht hätte. Witzig finde ich im übrigen, daß
die Jungs in den 80ern zumeist Prügel bezogen haben und jetzt doch recht
wohlwollend auf das Werk der Band geschaut wird. Man wird milder im Alter. Nur
wir nicht, hahahaha!!!
Frank
OZZY
OSBOURNE
Patient
No. 9
„Ordinary
Man“ ärgert mich heute noch, was für eine Geldverschwendung. Also hab ich mir
die neue Ozzy vorher angehört, welche durch jede Menge prominenter Gitarristen
aufgewertet wird (nur Jimmy Page hatte keine Lust, schade eigentlich…ob der
jemals wieder was auf die Reihe bekommt?). Prominente Drummer und Bassisten
haben wir ebenfalls am Start, es ist also angerichtet, auch wenn bei so viel
bekannten Leuten auch mal was schief gehen kann, wie die Vergangenheit schon
desöfteren bewiesen hat. Der Titelsong hat mir gut gefallen, Jeff Beck spielt
hier eine richtig geile Gitarre, das Solo ist klasse. So geht’s auch mit dem
nachfolgenden harten „Immortal“ weiter, welches durch das aggressive Spiel von
Mike McCready (Pearl Jam) veredelt wird. „Parasite“ fand ich dann nicht ganz so
toll, aber dafür wartet am anderen Ende dann Tony Iommi und das coole „No
Escape from now“, Sabbath-Feeling inclusive, aber immer mit viel Melodie beim
Gesang, sehr geil. Und Tony Iommi ist einfach klasse, der langsame Beginn mit
verzerrter Stimme bringt Erinnerungen an „Planet Caravan“ und am Ende dann
nochmal, klasse. Die recht unwirklich scheinende Kombination mit Eric Clapton
fördert dann auch etwas ruhigere Töne auf „One of those days“ zutage, das Solo
ist allerdings vom Feinsten. Jeff Beck hat beim nachfolgenden „A thousand
shades“ seinen zweiten Auftritt, das geht eher in die balladeske Richtung, aber
wenn Melodie und Feeling stimmen, ist nix gegen einzuwenden, das hier ist sehr
gut gemacht, geht ins Ohr und das Solo ist einmal mehr richtig geil. „Mr.
Darkness“ ist super, man denkt erst an ne erneute Ballade, aber hier wechseln
sich ruhige Passagen mit heftigen Zakk Wylde-Riffs ab, das Break in der Mitte
führt in ein weiteres geniales Solo, da geht nem alten Ozzy-Fan (unsereiner ist
altersbedingt erst mit „Blizzard of Ozz“ und dem unvergessenen Randy Rhoads
eingestiegen). „Nothing feels right“ bringt wieder ruhigere Töne, auch wenn
Zakk Wylde hier mit seinen Riffs und einem fetten Solo die härtere Seite an den
Start bringt, bei letzterem hätte ich noch ne Weile länger zuhören können. Jener
spielt auch auf „Evil Shuffle“, welches nicht sonderlich auffällt, bevor Iommi
und ne Mundharmonika zum Zuge kommen und leichte (im Refrain) Anleihen bei „The
Wizard“ hörbar sind, auch wenn mir Iommi’s erster Auftritt bei „No Escape from
now“ bzw der Song besser gefallen hat. Keine Ahnung, wer auf „Dead and gone“
und den beiden letzten Songs an der Klampfe steht, bei genanntem Song hört sich
das super an und erinnert mich irgendwie total an anderen Ozzy-Song, der mir
aufs Verrecken nicht einfallen will, verdammt. „God only knows“ ist dann ne
Ballade mit recht depressivem Text, die auch schon auf dem einen oder anderen
Song zu vernehmen sind, der Song an sich hat mir aber ebenfalls gut gefallen.
Das abschließende kurze „Darkside Blues“ rechnen wir dann mal als Outro (das
Lachen am Ende ist so typisch Ozzy), so daß unterm Strich eine richtig feine CD
steht, die mich nach der Enttäuschung des Vorgängers dann gerne zur Tat (und
somit zum Kauf) schreiten läßt.
Frank
SAVAGE
GRACE
Master
of Disguise / The Dominatress 2-CD 2022
Na,
da hallt es doch „Beschiß“ von den Wänden. Handelt es sich bei dieser so called
„Deluxe 2-CD Edition“ doch um nichts anderes als um das gleiche Produkt,
welches 2010 bereits bei Limb Music erschienen ist. Remix/Remaster sind
identisch, die Songs bzw die Zugaben ebenso, nur daß man jetzt das Album auf
ner 2.CD noch als Original dazu bekommt. Dafür fehlen dann die Liner-Notes und
jeglicher Vermerk, wer denn wann und wo was Remixed und Remastered hat. Da
scheinen wohl irgendwelche Veröffentlichungsrechte abgelaufen zu sein, also
übernimmt man das einfach, spart am Booklet und zieht den Leuten die Kohle
nochmal aus der Tasche, indem man das als Neuveröffentlichung bzw neue Version
verkauft. Sachen wie diese sind es, die so viele Bands damals den Bach haben
runtergehen lassen, nur Lug und Trug, große Fressen irgendwelcher
„Business“-Typen (haben wir selbst oft genug erlebt, wo sind sie heute und was
verdient ihr Verlierer heute? Wie schaut eure Rente aus, Ihr Versager?) und
nichts ist, was es scheint. Mir persönlich ist es egal, da wir zum Glück genug
Kohle haben, um sowas zu verschmerzen, in dieser glücklichen Lage befinden sich
aber leider nicht alle, die das hier im guten Glauben kaufen und die vorherige
Version schon besitzen. Wie gut, daß es den Labels all überall so beschissen
geht. Das kann von mir aus immer so weitergehen. Wir schauen mit Genugtuung
dabei zu.
Frank
MICHAEL
SCHENKER GROUP
Universal
Geiles
Cover, das fiel mir als erstes auf. Wenn sich die mit verschiedenen Sängern
aufgenommenen Songs nur nicht wie zahnloser Altherren-Hardrock anhören würden,
eine Hammond-Orgel dudelt hier und da im Hintergrund vor sich hin (eher
luftig-leicht statt warm und schwer, passend zur im Leichtgewicht angesiedelten
Musik). Die Dio-Hommage „A King has gone“ ist der immer noch ziemlich im
Mittelfeld angesiedelte Höhepunkt, der Rest fällt weder sonderlich auf, noch
hat er irgendwelche Ecken und Kanten, es plätschert halt so dahin. Der Biss der
ersten MSG-Platten ist auch nach mehrfachem Hören nicht aufzufinden, was ich
sehr schade finde, zum anderen bin ich froh, daß ich mir das alles in Ruhe online
anhören konnte, ohne Geld zum Fenster rausgeschmissen zu haben. Lasch.
Frank
DEF
LEPPARD
Diamond
Star Halo
Wo
wir gerade bei „Lasch“ sind… Vom tauben Leoparden habe ich schon lange nichts
mehr gehört, was einen auch nur im Ansatz taub machen könnte. Das ändert sich
auch mit der neuen Scheibe nicht, die ich sogar noch um Klassen schwächer als
die neue MSG finde. Wenn mir einer erzählt, daß Songs wie „Take what you want“
oder „Fire it up“ in irgendeiner Weise hochklassig sein sollen, lege ich
„Another Hit and Run“, „Rock Brigade“, „Too late for love“ oder einen der
anderen hochklassigen Songs von damals auf und lache mich tot. Nachdem mir
„This Guitar“ die Boxen verstopft hat, lese ich eine „Rezension“ auf Amazon und
da steht was von „Ohne Frage sind die speedigen Tracks klasse“ und ich suche
die versteckte Kamera. Wo hörst Du da Speed, Alter??? Oder auch nur ansatzweise
Tempo?? Oder überhaupt irgendwelche Energie? Irgendwas?? Na ja, das ist dann
ebenso schlecht wie wirklich jeder der 15 Songs und ich frage mich, warum
solche Bands nicht besser aufhören, einem mit neuen Sachen auf den Sack zu
gehen – spielt einfach eure Greatest Hits mit anderen Has-Beens in vollen
Stadion, das ist dann wenigstens logisch, weil man da so viele gute Sachen am
Start hat, daß man mit solchen Package-Tourneen auch Kohle machen kann, aber
laßt es um Himmels willen sein, solch einen Mist auf die Menschheit
loszulassen.
Frank
SCORPIONS
Rock
Believer
Guido
machte sich letzt über das Englisch der Band lustig, Songtitel wie „Gas in the
Tank“ oder (noch besser) „Roots in my Boots“ sind schon harter Tobak, da biegen
sich schon ein wenig die Balken. Schlecht sind die Sachen nicht, sicherlich
härter als die Sachen der Jahre zuvor, der Titelsong ein schönes Beispiel für
zwar schaumgebremstes aber gut gemachtes Liedgut (äh ja…). Mit „Shining of your
soul“ machen sich gar Erinnerungen an „Lovedrive“-Zeiten breit, war es nicht
„Is there anybody there“, welches so ähnlich klang? Macht nix, ist sehr gut.
Ebenso gelungen das nachfolgende „Seventh Sun“, da wird man dann an Sachen wie
„China White“ erinnert und daran, daß es die Jungs immer noch draufhaben. Klar
werden „Hot and cold“ oder das grausige „When I lay my bones to rest“ niemals
zu Klassikern, aber „Peacemaker“ z.B. ist gut und die abschließende Ballade
(muß halt sein) ist auch okay, macht unterm Strich ein gelungenes Alterswerk,
nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ob ich sonderlich oft in die Scheibe
reinhören werde, ist zu bezweifeln, zu gut sind die Sachen der 70er bzw 80er
Jahre.
Frank
FER
DE LANCE
Colossus
The
Hyperborean
Hin
zu was Neuem. Ganz in der Tradition der letztens hier vorgestellten Mael Mordha
liegt diese Band aus Chicago, obwohl mich der teils Dio-esque Gesang zum einen
ein wenig an die wunderbaren Wuthering Heights erinnert und die Musik zum
anderen von Bathory bis Doomsword ein breites Spektrum an Epischem abdeckt. Die
2020er EP Colossus (die komischerweise einen klareren Sound als der 2022er
Nachfolger hat) startet mit dem genialen „City by the Sea““ schwer, episch und
melodisch und mit genialem Gesang. Der Titelsong folgt mit folkiger Melodie und
der Gesang dazu ist genial, die Dio-Vergleiche sind nicht weit hergeholt, wenn
auch mit völlig anderer Musik dazu. Klasse! Der Song mit dem Namen der Band
folgt und legt in Sachen Härtegrad zu, bevor auch hier wieder die immer mal
wieder eingeflochtenen Akustik-Passagen für Abwechslung sorgen. Das über
6-minütige „Triumph and Tragedy“ rundet die 4-Track EP erstklassig ab, was eine
schöne Melodie, wie geil..
Der
aktuelle Nachfolger „The Hyperborean“ (2022) ist ein wenig derber ausgefallen
und bringt in gewaltigen Songs wie „Ad Bestias“ die Bathory-Anleihen zum
Tragen, ein wenig Primordial klingt ebenfalls immer mal wieder durch, wobei der
Gesang weniger klagend als vielmehr in die melodische Richtung geht. Ein
weiteres wichtiges Stilmerkmal der Band sind die immer wieder eingestreuten
Akustikgitarren-Parts, die die mächtigen Songs auflockern und ihren ganz
eigenen Platz im Stil der Band gefunden haben. „Sirens“ mit seinen über 8
Minuten sei noch erwähnt, schwer, dunkel und unheimlich mit dem eingefügten
Gesang der Sirenen, darüber die Stimme, die wie auf einem Thron sitzend auf das
musikalische Werk herabschaut. Und auch hier wieder die ruhigen akustischen
Klänge, die nie aufgesetzt oder künstlich wirken, bevor sie von klirrender
Bathory-artiger Kälte abgelöst werden. „Northern Skies“ und „Arctic Winds“
stehen dem in nichts nach und reihen sich mit nordischen Melodien und epischer
Wucht in die CD ein, bei der wir es mit 6 Songs zu tun haben, die alle über 7
bis knapp 11 Minuten lang sind (Intro kommt noch dazu). Am Ende wartet mit dem
Titelsong dann ein Hammer, der mich am ehesten an Wuthering Heights erinnert,
das solltet Ihr alle gehört haben! Ich habe beide CDs gekauft und bin um jeden
Cent froh, mit welchem ich eine feine Band unterstützen konnte, hört online
einfach mal rein und ihr werdet verstehen. Fangt mit der Colossus-EP an, die
ich von den beiden erstklassigen Scheiben bevorzugen würde.
Frank
SACRAL
NIGHT
Le
Diademe D’argent
Nie
gehört? Yo, ich auch nicht. Aber online entdeckt…der Reiz dieser Truppe aus
Frankreich besteht darin, daß Elemente von King Diamond / Portrait mit Black
Metal-Anleihen vermischt werden (Dissection anyone?) und das mit dem
melodischen Gesang ein recht einzigartiges Klangbild ergibt (es gibt keine
Growls!). Hört unbedingt mal bei youtube rein, es lohnt sich und ich muß mir
hier keinen mit französischen Songtiteln abbrechen (genau, es wird in
Französisch gesungen und das paßt wie die Faust aufs Auge). Eine richtig gute
Scheibe, wie ich finde, die eure Aufmerksamkeit wert ist.
Frank
RISING
STEEL
Fight
them all
Eine
Entdeckung, die Guido in den Weiten des www gemacht hat. Und die hat es ganz
schön in sich – was sich da hinter einem schrecklich klischeehaften Cover
verbirgt (Ihr wißt schon, „Oh, eine weitere so called Metal-Band mit Keyboards
und hohem Gesang, mieser Produktion und süßlichen Melodien“) ist METAL, wie man
ihn sich wünscht. Fetteste Gitarren, geile Riffs und dazu ein Sänger, der mit
seiner mittelhohen rauhen Stimme wie die Faust aufs Auge dazu paßt. Dabei
schimmern allerlei Vorbilder hindurch, von Vicious Rumors bis hin zu Nevermore
(!). Die Platte hat kaum Klicks auf youtube, was eine Schande…und dennoch
erscheint am 18.11. mit „Beyond the Gates of Hell“ eine neue Scheibe, die mit
„Run for your life“ bereits einen Vorgeschmack bereit hält und mir dann Bock
auf diese Platte hier gemacht hat, die mit „Mystic Voices“ (DAS ist ein fettes
Riff!), „Steel Hammer“, „Blackheart“ (FETT!!!!), „Savage“, „Metal Nation“ oder
dem thrashigen „Master Control“ echte Kracher bereithält. Laßt euch von den
Klischees in Bandname, Cover oder Songtiteln nicht beirren, hört rein und
überzeugt euch selbst von der Qualität dieser französischen (kaum zu glauben
eigentlich, so viel kommt da ja nicht aus dem Nachbarland) Band. Geil!!!
Frank
MOTÖRHEAD
Iron
Fist (40th Anniversary Edition)
Nach
den Jubiläums-Ausgaben von „Overkill“, „Bomber“, „Ace of Spades“ und „No sleep
til Hammersmith“ war klar, daß ich auch noch die letzte Platte haben mußte, die
die Three Amigos zusammen aufgenommen hatten. „Iron Fist“ gilt gemeinhin als
schwächste Scheibe der 3, wobei Artwork sowie der Titelsong mit allem mithalten
können, was davor kam. Hört man genau hin, erkennt man keine Verbesserung zur
vorherigen Remaster-Ausgabe, diese klingt im Vergleich eher noch ein bißchen
sauberer und druckvoller, ohne daß man auf dieser Jubiläumsausgabe einen
schlechten Job gemacht hätte. Wie man überhaupt sagen muß, daß der von Lemmy
dafür viel kritisierte Eddie Clarke eine gute Produktion abgeliefert hat. So,
genug zum Sound, weiter mit den Songs: Mit „Heart of Stone“ sowie „“I’m the
Doctor“ folgen zwei gelungene Songs, bevor mit „Go the Hell“ der erste
schwächere Titel ertönt. Ich hab ne Weile gebraucht, bis ich die einleitende
Melodie zu „Loser“ als identisch zu der bei „Metropolis“ erkannt habe (die dort
immer dann erklingt, wenn Lemmy „I don´t care“ singt), der Song ist gut, auch
wenn man da mehr draus hätte machen können. „Sex and Outrage“ ist okay, klingt
aber unfertig, das Ende erfolgt zu rasch, als ob die Ideen ausgegangen wären.
„America“ nervt total, „Shut it down“ ist wieder ganz okay, fettes Solo von
Eddie Clarke, der auf der Platte meiner Meinung nach seine Sache sehr gut
gemacht hat. Von da an geht’s dann leider dahin in Sachen Songwriting, „Speedfreak“
verspricht im Titel mehr, als der Song dann tatsächlich halten kann, „(Don’t
let em) grind ya down“ und „(Don’t need) Religion“ sind beide genauso
langweilig wie „Bang to Rights“ (welches immerhin gute Soli von Fast Eddie zu
bieten hat), der Rauswerfer „Remember me, I’m gone“ ist dann ein klein wenig
besser und rundet eine Platte ab, die zu Recht nicht die Anerkennung erfahren
hat wie der grandiose Dreifach-Hammer „Overkill“, „Bomber“ und „Ace of Spades“.
Danach folgen jede Menge Demo-Versionen, von denen insbesondere der Titelsong
erwähnenswert ist, dessen Demo-Version mir sogar noch besser als die
letztendliche Studio-Version gefällt, vorallem das Ende ist besser gelungen.
Bei „Go to Hell“ ist der Anfang mit dem Riff auch besser als das, was dann auf
der Platte stand, der Mittelteil mit dem speedigen Ausbruch und der Überleitung
ins Anfangsriff ist auch wesentlich gelungener, aber das ist dann wirklich nur
was für Deppen, die mit dem Kopfhörer dasitzen und das genau vergleichen (da es
sich um mich handelt, würde ich dann statt Deppen „Komplettisten“ verwenden,
hahaha!!). Am Ende stehen dann noch 3 Instrumentals, eines nach dem klassischen
„Peter Gunn“ betitelt, wahrscheinlich bevor die Lyrics zu „„(Don’t need)
Religion“ fertig waren.
Der
eigentliche Kaufanreiz liegt im 82er Glasgow Konzert – die Fans
dort feiern die
Band nach allen Regeln der Kunst ab, werden von Lemmy hie und da ein
wenig an
der Nase herumgeführt („That sounded like Leo Sayer“)
und sind dennoch so laut,
wie es die ebenso lauten Songs verdient haben. Die Songauswahl ist
trotz 19
Titeln ein bissel gewöhnungsbedürftig, aber im Rahmen der
„Iron Fist“-Tour
wurden halt mal ein paar Songs der damals neuen Platte gespielt, auch
wenn man
dann noch genauer hört, warum diese eben eine Stufe unter den
alten Glanztaten
lagen. Gegen Ende hauen Lemmy, Philthy und Fast Eddie dann die
Klassiker raus
und der Mob tobt noch lauter, der Sound ist rauh, leider ein wenig
drucklos
aber direkt drauf (Gitarre vielleicht ein wenig leise) und reiht sich
in die
auf den anderen 40th Anniversary Editionen veröffentlichten Gigs
ein. Spätestens
beim dreifachen Abschluß-Hammer „“Overkill“,
„Bomber“ und „Motörhead“ gibt es
dann kein Halten mehr, unsereiner ist wieder die 17, die er bei
Erscheinen der
Platte gewesen ist und bangt daheim vor der Anlage. Die Zeitmaschine
bringt
einen danach wieder zurück in eine musikalisch gesehen eher graue
und eintönige
Gegenwart, die solche Bands schon lange nicht mehr zu bieten hat und
die es auch
nie mehr geben wird. Seien wir froh, damals dabeigewesen zu sein und
schöne
Zeitdokumente wie diese Bookpack-Edition mit fettem Booklet,
Liner-Notes,
Photos etc genießen zu dürfen, die eine geile Zeit wieder
zurückbringen.
Die
Wege der Band und Fast Eddie Clarke trennten sich danach leider, über einer von
Lemmy als witzig und von Eddie als rufschädigend empfundenen Zusammenarbeit mit
Wendy O.Williams zerbrach die klassische Besetzung, Phil Taylor stieg nach der
mißratenen Hinzunahme von Brian Robertson dann ebenfalls aus, kehrte kurz
zurück, um dann endgültig raus zu sein. Motörhead waren nie mehr dieselben
danach, mit Phil Campbell und Mikkey Dee ging es nach einigen anderen
Umbesetzungen (Pete Gill, Würzel) bis zum Ende, Mitspieler ohne Gesicht und
Charisma, farblos und austauschbar wie die Platten bzw Songs, die sie
hervorbrachten.
Und
da ich zu meiner Schande zwar einen Nachruf über Lemmy und Philthy, nicht aber
über Fast Eddie geschrieben habe, seien ihm diese Zeilen gewidmet, Last Man
Standing der klassischen Besetzung, dessen Charisma, Riffs und Soli nie mehr
erreicht wurden, der so wunderbar die Geschichten der Vergangenheit erzählen
konnte. Gone, but not forgotten. R.I.P. Eddie!
Frank
PAUL
WELSH
Hitting
my Head against the Wall – Lemmy & Motörhead
Passend
zur Iron Fist-Besprechung hier nun noch ein Buch (oder besser Büchlein, es hat
nämlich nur etwas mehr als 150 Seiten und viele davon werden auch noch von
Fotos in Anspruch genommen), welches ich so herausragend aus all den (guten!)
Motörhead-Bios finde. Weil dieser Paul Welsh ein Fan war, der ein Fanzine
namens „Penetration“ veröffentlichte, als Lemmy noch bei Hawkwind spielte und
es Motörhead noch gar nicht gab. Als Fan der ersten Stunde hat er die Band ins
Heft genommen, wann immer es ging und wann immer es Konzerte in der Nähe gab,
zu denen er stets Zutritt zum Backstage-Bereich hatte. Und so kommt eben keine
reine Biographie zustande, die sich aus verschiedensten Quellen bedient und
diese zitiert, sondern ein liebevoll gestaltetes Buch mit den Geschichten und
Anekdoten, die der Autor selbst mit Lemmy erlebt hat und das ist klasse, weil
total ehrlich und first hand, wenn ihr wißt, was ich meine. Ich war leider im
Nu durch, aber ich habe es genossen, weil es wie eine Art Fanzine-Artikel
daherkommt und eben eine durchgehende Geschichte erzählt, die der Autor selbst
erlebt hat. Lemmy kommt als wahrer Gentleman daher, besonders rührend, daß er
zusammen mit Eddie und Philthy auch noch zusammengelegt hat, um den guten Paul
mit seinem Fanzine zu unterstützen, als kein Schwein Motörhead überhaupt
gekannt hat. Auch wenn das Ganze mit 20,--€ nicht billig ist, so habe ich
selten so viel Spaß und Kurzweil bei einem Buch gehabt wie bei diesem.
Frank