EP
Tectonical Power
Nightmares
Trinity
Drückt mir letzt ein Kollege im
Büro nen USB-Stick in die Hand und meinte „Hier ist ne Karlsruher Band drauf“,
das ließ mich gleich mal aufhorchen. Spitfire, von denen hatte ich noch nie
gehört, er bis vor kurzem auch nicht. Na ja, daß wir sowas nicht mitbekommen,
ist irgendwie klar, bei der unendlichen Auswahl online zum einen nicht
verwunderlich, zum anderen waren wir jetzt noch nie die Helden, was solche
Sachen angeht (da haben wir vorher Wings of Steel aus den US of A entdeckt,
bevor wir auf ne Band aus meiner Heimatstadt stoßen. Noch besser, die
Kontaktanschrift ist in Bruchsal, unserer eigentlichen Heimat, als unser
Metal-Haufen sich in den 80ern immer Donnerstag abends zur Redaktionssitzung in
der Bierbrezel getroffen hat) Aber irgendwie schon ärgerlich, so direkt vor der
Haustür ne Band zu verpassen. Zumal sie auch noch nen sehr feinen Mix aus
Speed-/Thrash und eher traditionellem Metal spielt, stets auf den Punkt, sehr
gut produziert und mit nem richtig guten Sänger. Womit unser Versäumnis noch
ärgerlicher wird.
Okay, fangen wir vorne an – 2015
erschien die erste EP mit rund 25 Minuten, ungehobelt und nicht unbedingt
etwas, das die Augenbrauen nach oben zieht, aber doch schon mit Abwechslung
innerhalb der zumeist schnellen Songs (hier seien „Stormblade“ und „The Red
One“ zu nennen); hätte ich das Ding vor 10 Jahren gehört, hätte ich mir den
Namen gemerkt. Dieser ist dann 2 Jahre später mit dem Debut-Album „Tectonical
Power“ wieder aufgetaucht und zeigt gleich mit dem Opener „Rader’s Will“ auf,
daß hier eine Weiterentwicklung stattgefunden hat – hier geht´s mit
Hochgeschwindigkeit auf den Punkt, massig Tempowechsel und das Verweilen bei
eher traditionellen Klängen sorgen für Kurzweil. Nicht alle Songs zünden, aber
„Slaves of Evil“ (ein bissel mit Priest-Einschlag) oder der schwer stampfend
eingeleitete Titelsong zeigten das Potential der Band auf. Am Ende der Platte
befindet sich noch ein schöner Lemmy-Tribut, bei dem man einfach den auf dem
Album befindlichen Song „379 Bombers“ mit verzerrterem Bass und an Lemmy angelehnter
Singstimme nochmal aufgenommen hat. Okay, das kleine Hörspiel am Ende hätte ich
jetzt nicht gebraucht, aber was soll´s. Das Debut konnte man als gelungen
bezeichnen.
Wem das bis hierhin (auch und
gerade was die Produktion anging) ein wenig zu zahm war, der konnte 2022 dann den
Quantensprung erleben. „Never stop the Madness“ springt einem mitten ins
Gesicht, genau SO muß sich Metal anhören, fetteste Riffs, Power, Speed und
richtig viel Abwechslung, glasklar und druckvoll produziert. Das nachfolgende
„Tyrannic Reaper“ hat ein geiles Break nach knapp über 3 Minuten und wechselt
so ein wenig die Stimmung, wird melodischer, richtig gut gemacht! „Soldiers of
Hell“ finde ich total geil, die Stimme hat was von Toto Bergmann (Living Death)
und Schmier und die Soli sind richtig geil. Es geht gerade so weiter, „To take
a live“ ist ein totaler Hammer und mich erinnert die Stimme noch an jemand
anders, aber ich komme ums Verrecken nicht drauf…das über 7-minütige „The
Nightmare“ stoppt nach 3 Minuten Speed komplett und überrascht mit ner
Akustik-Gitarre und der Gesang (Gastsängerin Francis Tobolsky von der Dresdner
Rockband Wucan) hat absoluten Gänsehaut-Faktor! Das ist richtig geiles Songwriting
einer sehr sehr guten Band. Vor unserer Haustür durch die Lappen gegangen. Auch
die restlichen Songs wie „White Walls“ oder „Know your Demons“ überzeugen, so
daß unterm Strich eine wirklich bemerkenswerte Weiterentwicklung stattgefunden
und die Band mit „Nightmares“ ein richtig geiles Album abgeliefert hat.
2024 brachte dann das neueste
Album „Trinity“. Boah. Nach kurzem Intro kommt der Titelsong und erinnert mich
ein wenig an die UK-Band Xentrix, sauberer und druckvoller Sound, der eben
NICHT wie so viele Bands aus dem Thrash-Bereich klingt, bei denen vor allem der
drucklose und ewig gleich klingende Drum-Sound negativ auffällt. Hier knallt es
organisch und fett, künstlich ist hier gar nichts. „Bending Reality“ läßt einem
dann endgültig die Kinnlade runterklappen – was für Riffs und zieht euch mal
das Solo rein. Daß unser verschlafenes Städtlein außer unserer Gegengerade auf
der Süd noch etwas ähnlich Lautes zustandebringt, ist kaum zu glauben.
„Downfall of Existence“ ist NOCH besser, geile Shouts, melodische Gitarren und
das geile Organ des Sängers sind herausragend. Und wer hier meint, mein
Überschwang käme nur durch die Tatsache zustande, daß die Jungs aus KA stammen,
zieht sich einfach mal den Song rein. Oder „Creations of God“. Oder irgendeinen
der anderen auf dem Album. Mit „Death to all…“ endet die Platte ruhig und
instrumental. Ganz große Klasse. Hab bei dem Song ne Gänsehaut bekommen und das
kommt bei all dem, was wir alte Säcke schon so gesehen und gehört haben (die
Gnade der frühen Geburt, hahahaha!!!), nicht mehr sonderlich oft vor. Laßt mich
mit nem Zitat von der Facebook-Seite der Band abschließen:
No Mercy, No Rules, No Regrets, No
Posers
Amen.
Frank
CRADLE OF FILTH:
The Screaming of the Valkyries
Kunstwerk. Absolutes Kunstwerk,
was Dani Filth und seine Mannen bzw Frau da geschaffen haben. Das Ganze knüpft
nahtlos am Vorgänger „Existence is futile“ an und pendelt geschickt zwischen
Gothic-Klängen, ruhigeren Passagen sowie speedigen Ausbrüchen, die man genauer
und mit besseren Riffs kaum spielen kann. „Demagoguery“ sei hier als Beispiel
genannt, zur Hälfte des Songs wird es ruhig und getragen und famos gespielte
melodische Doppel-Leads durchbrechen die Dunkelheit wie Sonnenstrahlen, bevor
wieder Fahrt aufgenommen wird, klasse! „Non Omnis Moriar“ ist auch so ein
geiler Song, Abwechslung pur und alles paßt ganz famos zusammen. „The Trinity
of Shadows“ beginnt mit nem famosen beinahe schon Power Metal-artigen Riff,
„You are my Nautilus“ ist genial (purer Thrash zwischendurch), der epische
Rauswerfer „When Misery was a Stranger“ ist ein Hammer vor dem Herrn, ich
könnte ewig so weitermachen. Dazu eine warme, druckvolle Produktion und fertig
ist ein weiteres metallisches Meisterwerk der Truppe aus dem Vereinigten
Königreich, versehen mit dem gewohnt kranken Artwork und den ebenso krassen
Videos, die es vorher schon zu bestaunen gab. Geil!
Frank
WARBRINGER
Wrath and Ruin
Warbringer haben es bis jetzt
nicht geschafft, mich zu überzeugen und sie schaffen es auch mit dem neuen
Album nicht. Tausendmal gehörte Riffs, auch wenn das sehr gut gemacht und
eingespielt bzw produziert ist und die zwischen Mille von Kreator und In Flames
zu etwas späteren Zeiten angesiedelte Stimme, die mich auf Dauer nervt, sorgen
dafür, daß mich das hier einmal mehr nicht vom Hocker haut. Gekloppe wie bei
„The Jackhammer“ zündet nicht und die Tempo-Verlangsamung auch nicht, weil das
Riff und das Solo nix taugen, die Songs sind fast alle gleich aufgebaut,
schneller Beginn und dann Midtempo und ein Solo drüber. Daß nicht alles
langweilig ist, beweist die Band im guten Opener „The Sword and the Cross“, im
geilen „Strike from the Sky“ sowie dem schweren „Through a Glass, Darkly“;
unterm Strich sind 3 gute Songs aber zu wenig, um einen Kauf zu rechtfertigen
und so wird die Band bei mir auch weiterhin eher unter dem Radar angesiedelt
bleiben.
Frank
DIRKSCHNEIDER
Balls to the Wall Reloaded
Jesses….hat das sein müssen? Mag
ja sein, daß wir es hier mit dem 40-jährigen (eigentlich eher 42-jährigen, das
Ding kam 1983 raus) Jubiläum zu tun haben (ich war gerade 19, als die Platte
rauskam und ich sie mir noch schön auf Vinyl gekauft habe), aber das hier zählt
dann doch zu den schwächsten Würdigungen, die ich je gehört habe. Daran ändern
auch die illustren Gäste nichts, die sich zum Mitsingen eingefunden haben, ich
find´s grausig… die Produktion bringt typischen Sound der Gegenwart, was bspw
dazu führt, daß ein ultra-aggressiver Kracher wie „London Leatherboys“ als
totales Leichtgewicht daherkommt, der Gitarrensound des Originals wird nie
erreicht und Udo´s Stimme ist jetzt auch nicht mehr ganz taufrisch. Und muß ich
echt Biff, Danko Jones, Mille von Kreator oder die unsägliche „Metal Queen“
Doro Pesch Accept-Klassiker singen oder besser verhunzen hören? Ich hab´s kaum
ausgehalten, mir das anzuhören, als ob man nen Hund gegen das Fell streichelt…schrecklich,
langweilig, schwachbrüstig und irgendwie zum krummen Jubiäum passend. Immerhin
sieht man an diesen Neuaufnahmen, wie verdammt gut das Original immer noch ist.
Eine der überflüssigsten „Würdigungen“ aller Zeiten.
Frank
THIN LIZZY
The Acoustic Sessions
Hier könnte ich die gleiche
Einleitung wie eins weiter oben nehmen….hat das sein müssen? Akustische
Neueinspielungen von Songs der ersten 3 Platten, bei denen die Band noch ihren
Weg gesucht hat? Was ein Zufall, daß die Rechte hier bei einer anderen Plattenfirma
liegen, daher auch die Eingrenzung auf Sachen mit Eric Bell. So in der Art „Hey
Eric, such Dir ein paar Songs aus und spiel ein bissel was mit der akustischen
dazu, wir legen Phil Lynott´s Original Gesangsspuren drauf, dann machen wir ein
Album draus“. Klar, bei Eric Bell muß man sich um die Qualität keine Sorgen
machen, ich verstehe nur den Sinn des Ganzen nicht (außer daß das Label Kohle
machen möchte); Lizzy sind und waren eine Hardrock-Band (okay, damals noch
nicht so ganz..) und wenn Phil Lynott die Sachen gerne akustisch veröffentlicht
hätte, hätte er es getan. Hat er aber nicht und die Songs sind auch gar nicht
dafür gemacht, auch wenn es damals noch um einiges ruhiger zuging. Das Ganze
plätschert dann so vor sich hin, seicht und abgefahren und es gefällt mir
nicht. Am Stück gehört, könnte man das als Mittel bei Schlafstörungen benutzen
und das muß echt nicht sein. Zeit- und Geldverschwendung.
Frank
DREAM THEATER
Parasomnia
Mike Portnoy ist zurück und damit
die alte Chemie der Band. Oder doch nicht? Ich kann das als
Gelegenheits-DT-Hörer nur schwer beurteilen und hätte nicht sagen können, ob
bei den neuen Songs nun Gründungsmitglied Portnoy oder sein Nachfolger (und
jetzt wieder Vorgänger) Mike Mangini an den Drums sitzt. Die Songs an sich sind
gut, vorallem der lange Rauswerfer „The Shadow Man Incident“ ist gelungen,
ansonsten bekommt man halt Dream Theater geboten, wie man sie kennt –
runtergestimmte und irgendwie modern daherkommende Riffs waren und sind nach
wie vor nicht mein Ding, das ganze Album tönt dunkel wie einst „Train of
Thought“, zum Glück sind aber genügend melodische und ruhigere Einschübe
vorhanden, die alles ein wenig auflockern. Unterm Strich sicherlich ein gutes
Album, an Glanztaten wie das Debut, „Images and Words“ oder „Metropolis Pt 2“
kommt die Platte allerdings nicht heran, die Songs sind so ein bissel
austauschbar mit denen vorheriger Alben, daran ändert auch die Präsenz von
Portnoy nichts. Zumindest nicht für mich als jemand, der zwar viele Alben der
Band besitzt, aber kein eingefleischter Fan oder Experte in Sachen DT ist.
Frank
AVANTASIA
Here be Dragons
Hm, vielleicht lieg´s an mir,
aber ich kann mit der Platte nicht viel anfangen, weil es einfach „more of the
same“ ist. Wechselnde Sänger, melodischer Symphonic Metal, mal episch, mal
schneller, wenn man die letzten Scheiben von Avantasia besitzt, braucht man
diese hier nicht unbedingt (man macht natürlich auch keinen Fehler, wenn man
sich das Album zulegt, ich tu´s nicht). Und wenn ich daran denke, wie geil man
Drachen in Serien wie „House of the Dragon“ mittlerweise darstellen kann, kommt
mir das Artwork wie eins für Kinder vor. Eben genauso brav wie die Musik.
Frank
ALEX VAN HALEN
Brothers
Mit Spannung erwartet, habe ich
das Buch recht schnell ausgelesen gehabt, was nicht nur an der zugänglichen
Schreibweise, sondern auch daran liegt, daß man merkt, wie sehr der Van
Halen-Drummer seinen kleinen Bruder vermisst. Viele interessante Geschichten
und Einblicke ins Familienleben bestimmten das Buch (so scheint Mama van Halen
nicht sonderlich von der Karriere der beiden angetan gewesen zu sein, ganz im
Gegensatz zum stolzen Papa, der auch Musiker gewesen ist). Die Liebe zum
jüngeren Bruder ist im Buch ständig greifbar und macht dieses zu einer
ehrlichen und von Herzen kommenden Widmung. Warum er die Jahre nach dem
Ausstieg von David Lee Roth komplett weggelassen hat (sieht fast wie
totschweigen aus..), ist unverständlich, auch wenn sich mit Sammy Hagar der Sound
der Band komplett geändert hat, aber da müssen wohl tiefgreifende Dinge
vorgefallen sein, daß diese Phase der Band im Buch schlicht nicht existiert.
Ist aber die Sache des guten Alex, weil es sein Buch und seine Entscheidung ist
und jeder, der sich das Werk zulegt, weiß im Voraus über diese Tatsache
Bescheid. Ich habe das Lesen sehr genossen und den Kauf nicht bereut.
Frank