Es war Anfang der 90er (Schande über mich,
aber ich kann mich nicht mehr an das genaue Jahr erinnern, so sehr habe
ich es aufgrund der Platte, um die es geht, verdrängt), als sich Crimson
Glorymit „Strange and beautiful“ ihr eigenes Grab schaufelten. Dieser Meinung
schienen einmal mehr aber nur wir zu sein, denn die in Mannheim in einem
Hotel versammelte „Presse“, die mit Jon Drenning über das Album sprach,
war natürlich anderer Meinung und lobte ob der versprochenen Anzeigen
das jämmerliche Produkt in den Himmel. Als wir an der Reihe waren,
meckerten wir nach allen Regeln der Kunst an der Platte herum, weil wir
ganz einfach nicht verstehen konnten, wie eine Band, die sich mit dem Debut
sowie „Transcendence“ in die heiligen Hallen melodisch-epischen HM gespielt
hatte, sich nun mit einer bluesigen Hippie-Scheibe selbst wieder hinausbeförderte.
Weil der gute Jon cool blieb und uns ob unserer harschen Kritik auch nicht
böse war, kam eine interessante Diskussion zustande, die wir in unserer
Nr. 10 auf einer Doppelseite mit der Überschrift „Flop des Jahres“
veröffentlichten (Ende ´91). Das Ende vom Lied ist bekannt:
Die Band ging an „Strange and beautiful“ (wir hatten uns in der Review
erlaubt zu schreiben „Strange but no more beautiful“) zugrunde und ist
nun nach vielen Jahren im allgemeinen HM-Revival wieder aufgetaucht. Grund
genug eigentlich, Jon Drenning an seinen damals geäußerten Satz
„Da müssen wir uns in 10 Jahren nochmals treffen, vielleicht sage
ich dann ´Frank, you were right´“ zu erinnern, aber da wir
keinerlei Kontakte mehr zu Plattenfirmen haben, schien es, als ob unser
Anliegen nur ein Traum bleiben würde. Zum Glück hatte sich auch
das Eternal Flame an unsere damalige Kritik und an Jon Drennings Satz erinnert
und so fragten sie mich, ob ich nicht das Interview fürs EF machen
wollte, was ich dankend annahm. So läutete am 13.9. also das Telefon
und ein gut gelaunter Jon Drenning durfte sich unsere Erinnerung an vergangene
Zeiten anhören, viel Spaß!!!
Während unseres damaligen Interviews meintest Du, daß ihr vom Stil eurer ersten beiden Alben gelangweilt gewesen wäret, ihr eine neue Herausforderung gesucht hättet, weil ihr endlich erwachsen geworden wäret. Weiterhin meintest Du, daß ihr das Ziel hattet, eine Platte aufzunehmen, die sich weit vom europäischen HM-Stil entfernt. Jetzt kommt ihr zurück und macht genau DAS, eine Platte in genau DIESEM Stil. Da drängt sich mir die Frage auf, ob sich euer Erwachsenwerden nun wieder umgekehrt hat?
Yeah, I´m upside down and flipped around,
man (lacht). Wir hatten damals eine schwierige Zeit, Midnight nahm verstärkt
Einfluß auf die Songs, er hatte zuvor noch nie für die musikalische
Seite verantwortlich gezeichnet. Er spielte zu jener Zeit jede Menge Akustik-Gitarre,
so daß auch die Sachen auf „Strange and beautiful“ massig akustische
Dinge enthielten. Midnight und ich lebten zu jener Zeit zusammen, so daß
es eine Art Spannung zwischen uns beiden gab und ich sagen muß, daß
er mit seinen musikalischen Wünschen nicht unbedingt so geklungen
hat, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wenn ich auf die Platte zurückblicke,
muß ich leider zugeben, daß sie nicht konkurrenzfähig
gewesen ist, our ideas at that time were pretty screwed off. Dies war auch
der Grund, warum Jeff (Lords, Bassist – Frank) und ich uns entschlossen,
keine weitere Platte mehr aufzunehmen, weil die Band nicht mehr so klang,
wie wir eigentlich wollten. Ich muß zugeben, daß ich eine Weile
gebraucht habe, um dies alles zu begreifen, um die Dinge klarer zu sehen
und zu verstehen, was ich eigentlich genau wollte. Während dieser
langen Pause konnten wir in Ruhe überlegen, wo wir musikalisch gesehen
hinwollten und so entstand „Astronomica“ als die dritte Platte, die wir
anstelle von „Strange and beautiful“ hätten machen sollen.
Was mir am meisten im Gedächtnis hängengeblieben ist, war Dein Satz, daß wir uns in 10 Jahren wiedersehen sollten, um zu sehen, wer denn nun mit seiner Meinung recht gehabt hätte. Ich muß sagen, daß „SAB“ genau das bewirkt hat, was wir Dir damals vorausgesagt hatten.
Yes, it did.
Die Platte hat doch eigentlich auch eure Karriere beendet.
So würde ich das nicht unbedingt sehen,
meine Karriere war nie wirklich beendet. Wir haben wirklich keine Platte
mehr machen wollen damals, es ging auch nicht darum, irgendwas aufzunehmen,
nur damit wir wieder ein Album draußen hätten, wir mußten
diese Auszeit nehmen, bis wir genau wußten, was wir eigentlich wollten.
Was hast Du während all den Jahren denn so getrieben, man hat nichts von Dir gehört.
Nun, ich bin hauptsächlich Autor und Journalist
in Amerika und habe in diesem Bereich gearbeitet. Wir haben dann nebenher
einige Side-Projekte gemacht, u.a. mit dem Sänger, der mit Michael
Schenker auf seiner letzten Europa-Tour gesungen hat (den Namen hab´
leider nicht genau verstanden – Frank) und der ein guter Freund von mir
ist. Dies lief aber auf reiner Fun-Ebene ab, ich wußte immer, daß
meine musikalische Zukunft nur bei Crimson Glory liegen konnte. Ich meine,
ich hatte die Band gegründet, als ich 17 Jahre alt war, das ist schon
was besonderes für mich. Ich bin der Meinung, daß noch jede
Menge Kreativität für die Band übrig war, there was a lot
of unfinished business at hand.
Tauchen denn da keine bitteren Gefühle auf, immerhin hattet ihr mit den ersten beiden Alben eine große Fangemeinde in Europa hinter euch, das habt ihr doch alles mit „SAB“ weggeworfen?!
Nein, wie ich schon sagte, ich mache noch jede
Menge andere Dinge nebenher, die ich gerne tue und an denen mein Herz ebenso
hängt. Musik und die Tatsache, ein Rockstar zu sein, zählt nicht
zu meinen Zielen, auch heute nicht. Ich freue mich darüber, daß
mir die Band die Gelegenheit gibt, meine Visionen auszuleben, ich kann
meine musikalischen Ideen umsetzen und das verarbeiten, was ich in all
den Jahren gelesen habe, ich sehe die Band mehr als visionäre Geschichte,
bei der ich mich ausleben kann. Ich bin natürlich froh darüber,
daß wir jetzt wieder die Chance haben, Platten zu machen und ich
hoffe, die Fans mögen das neue Album.
Euer Comeback fällt in eine Zeit, in der die traditionellen Metal-Sounds zumindest in Europa wieder sehr angesagt sind. Ihr hattet in Europa die meisten Fans, so wie viele andere Bands der 80er auch, die sich gerade jetzt reformiert haben. Das kann doch kein Zufall sein, meiner Meinung nach geht es da doch nur um Geld.
Ich kann da natürlich nur für mich
sprechen, für mich ist es keine Frage des Geldes, weil ich weiß,
daß ich noch nie Geld mit meinen Plattenverträgen verdient habe
(lacht). Ich denke, daß jede Band das Recht hat, sich wieder zusammenzufinden
und Platten aufzunehmen, vorausgesetzt, und das ist sehr wichtig, die Platten
sind gut. Ich meine, keiner versucht jemanden zu bestehlen oder zu betrügen,
also ist nichts schlimmes daran, keiner wird gezwungen, sich diese Scheiben
zu kaufen. Ich für meinen Teil wollte sicherstellen, daß
wir eine gute Platte machen und ich denke, daß uns das gelungen ist,
weil ich kein bißchen Eile oder Druck hatte, um jetzt unbedingt Geld
damit verdienen zu müssen.
Ich denke, daß auf „Astronomica“ einige wirklich gute Songs enthalten sind, wie „Cydonia“, „War of the worlds“, „The other side of midnight“ oder „Edge of forever“, aber ich habe einige Probleme mit eurem neuen Sänger: Meiner Meinung nach singt er zu oft zu hoch und bringt dann keine Melodien, sondern sorgt dafür, daß die schönen Gitarrenmelodien plattgemacht werden. Dies ist schade, denn ich denke, daß er wirklich singen kann, wie auf den langsameren Passagen zu hören ist.
Er ist ein fantastischer Sänger, wirklich. Ich meine, er singt lange nicht so hoch wie Midnight dies damals getan hat, Midnight hat viel öfter hoch gesungen als irgendjemand sonst auf dieser Erde, außer King Diamond vielleicht.
Ja, aber dabei hat er immer noch Melodien gesungen, der neue Sänger tut das nicht.
Das stimmt. Ich habe Midnight damals im Studio
immer angetrieben, so viele Melodien wie möglich zu singen und ihm
dabei geholfen, so zu klingen, wie es dann schlußendlich auf den
Platten zu hören war. Bei „Astronomica“ wollte ich bewußt aggressiver
klingen, I wanted to come back stronger, really strong, maybe we were focused
on being more aggressive than before. Laß´ mich an dieser Stelle
erwähnen, daß ich bereits das meiste für ein weiteres Album
fertiggestellt habe, ich weiß, wie die Platte heißen wird,
es gibt bereits 7 fertige Songs und ich verspreche, daß ihr in etwa
9 Monaten wieder mit einer neuen Scheibe von uns rechnen könnt, I
want to make sure that Crimson Glory is back to stay.
Was mir am meisten am Herzen liegt: Warum ist Midnight denn nicht mehr dabei? Hört er keinen Metal mehr? Und ist es wahr, daß er als Kellner in einem Fischrestaurant arbeitet?
Midnight is not in the music-business anymore. He let himself go healthwise so bad that he can´t sing anymore. Weißt Du, bevor wir „Astronomica“ angingen, habe ich ihn gefragt, ob er es nicht wieder versuchen möchte, but it was painfully obvious to me and to Jeff as well as to Midnight himself there´s no way he can do it. Wenn du aber ein gutes Album machen willst, dann mußt du auch den richtigen Sänger haben, einer, der den starken Wunsch hat, zu singen, der sich in die Band einbringt und der letztendlich auch die körperlichen Voraussetzungen mitbringt und Midnight hatte nichts mehr von all dem und ich wollte weder meine noch die Zeit der Fans verschwenden.
Welche Probleme hat er denn? Drogen?
Darauf möchte ich nicht näher eingehen,
ich kann nur sagen, daß er seit Jahren schwere gesundheitliche Probleme
hat. I´m not carrying him on my back anymore.
Das tut mir wirklich sehr leid und macht mich auch ein wenig traurig, aber immerhin, ich finde es schön, daß ihr ihn wenigstens gefragt und es mit ihm versucht habt.
Das war selbstverständlich, denn wenn
man eine Reunion macht, dann sollte man schon so viele Original-Mitglieder
wie möglich zusammebekommen und Midnight war ein wichtiger Punkt im
Sound der früheren Crimson Glory, aber unglücklicherweise war
er nicht in der Verfassung, mitzumachen. I gave him every opportunity but
he couldn´t do it, also mußte ich das tun, was der nächstbeste
Schritt für die Band war, nämlich einen neuen Sänger zu
finden, one that is unique in his own way. He is not Midnight but he is
very unique. Hinzu kommt, daß Wade auch eine sehr starke und vertrauenswürdige
Person ist, der sich sehr loyal der Band gegenüber verhält, jemand,
mit dem man seine musikalische Zukunft aufbauen kann. Eines ist klar: Der
Sänger ist immer das Herz einer Band, ganz egal, ob er beim Songwriting
dabei ist oder nicht , der Sänger besetzt die Position, mit der man
eine Band immer am ehesten identifiziert und ich als Visionär und
Hauptsongwriter brauche jemanden, dem ich meine Ideen geben kann, jemanden,
der etwas daraus macht und der auch was damit anfangen kann.
Fehlt nur noch der Original-Drummer Dana Burnell – warum ist er nicht dabei?
Dana ist ein sehr guter Freund von mir, mit
dem ich in engem Kontakt stehe. Fakt ist, daß er kein Schlagzeug
mehr spielt und mittlerweile auch eine Familie hat, er hat seinen Beruf
und ist sehr glücklich mit dem, was er tut. Also brauchte ich einen
Drummer, der sehr traditionell spielt, aber auch Erfahrung besitzt und
Steve Wacholz ist der ideale Mann dafür, wir kommen aus derselben
Stadt und unsere Karrieren haben auch ungefähr zur selben Zeit begonnen.
Steve ist ein fantastischer Drummer und eine ebensolche Person, eine bessere
Lösung konnte es also nicht geben.
Achtung, jetzt spricht der Savatage-„Experte“ (es gibt keinen größeren Hype als diese Truppe, die pathostriefende, mittelmäßig produzierte Alben rausbringt und von wirklich jedem in den Himmel gelobt wird, oder, um es kurz zu machen: Ich finde, daß die Band überbewertet ist): Spielt er denn nicht mehr bei Savatage?
Nein, schon seit 3 oder 4 Jahren nicht mehr.
(Peinlich) Äh, laß mich zu meiner Entschuldigung sagen, daß ich Savatage nicht so sehr mag, jeder scheint sie anzubeten, aber mir gefallen sie nicht und ich habe nach „Edge of thorns“ auch keine Platte mehr gekauft....
Well Frank, that gives me the impression that you march to a different drummer (lacht).
Äh ja, sieht so aus (Gelächter).... wenn ich mich recht erinnere, hat er damals nicht aufgrund gesundheitlicher Probleme mit dem Schlagzeugspielen aufhören müssen?!
Dies war nur ein Gerücht, das von der
Band in die Welt gesetzt wurde. In Wahrheit wollte er nur eine Auszeit
nehmen, Savatage hatten so viele Platten und Tourneen gemacht, daß
er einfach aus dem ganzen Geschehen raus und eine Pause machen mußte.
Als ich ihn fragte, ob er bei Crimson Glory einsteigen wolle, hörte
er sich die Demos an, die ich gemacht hatte und war sofort voll bei der
Sache. Wir haben ihn mit offenen Armen empfangen, solch einen Drummer und
solch eine liebenswerte Person bekommt man nicht oft. (Da fällt mein
Blick gerade auf eine kleine Rarität, die bei mir an der Wand hängt:
Ein mit Widmung von Steve Wacholz und allen Unterschriften der Band (also
auch vom verstorbenen Gitarristen Criss Oliva) versehenes Vierfarb-Poster
mit dem „Hall of the mountain king“-Motiv, sieht wirklich klasse aus. Zur
Erklärung: Diese Platte gefällt mir ebenso wie „Edge of thorns“
und „Gutter Ballet“ ganz ausgezeichnet, aber den Rest finde ich doch sehr
schwach, damals hatten wir nach „Hall...“ mal ein schriftliches Interview
mit Steve Wacholz fürs Mortal Sin gemacht und da hatte er uns das
signierte Poster mitgeschickt).
Bei „The other side of midnight“ höre ich Textzeilen eures Klassikers „Lost reflection“ heraus, eine witzige Idee, wie ich finde. Was steckt dahinter und was sind denn die anderen Seiten eures alten Sängers?
(lacht) Oh-oh...ich denke, daß „Lost
reflection“ einer der besten Songs war, den wir je aufgenommen haben und
ich dachte, daß es ganz cool wäre, eine Art Fortsetzung zu haben.
Der Titel bezieht sich auch darauf, daß „Lost reflection“ immer Midnight´s
Song war, he really started to shine on it, zudem gibt er den neuen Fans
die Möglichkeit, uns und unsere Vergangenheit ein wenig besser kennenzulernen.
Die Textzeilen haben wir übernommen, um den Charakter der Hauptperson
von „Lost reflection“ weiterzuführen.
Die Frage nach den Hitler-Zitaten bei „March to glory“ wirst Du sicher auch tausendfach beantworten müssen, wie seid ihr denn auf diese Idee gekommen?
Well, I wanted to capture a piece of time,
a piece of history that was showing what was going on in the world at that
time. Der 2. Weltkrieg ist eine unglaubliche Zeit unserer Vergangenheit,
die man nie vergessen sollte, eine Zeit, aus der wir alle lernen sollten.
Es ist klar, daß Hitler ein Verbrecher war und man kann alles mögliche
über ihn behaupten, ich meine aber, daß alle Männer, die
als Soldaten in diesem Krieg gekämpft haben, auf ihre Art Helden gewesen
sind, ganz gleich, auf welcher Seite sie standen. Was Deutschland angeht,
auch die Deutschen sind ein stolzes Volk und ich denke, ihr könnt
genauso stolz auf die meisten eurer Soldaten sein wie wir, all diese jungen
Leute, deren Namen nie genannt werden und die auch keiner kennt. Mir ist
es egal, ob es deutsche, amerikanische, britische oder japanische Soldaten
waren, diese Männer kämpften mit Mut und waren Helden,
die so viel Schreckliches tun mußten. Gitarristen sind keine Helden,
solche Leute, die nie was von ihrer Jugend hatten, sind für mich Helden.
(An dieser Stelle sei eine Anmerkung erlaubt: Mir persönlich ist es
egal, daß Hitler-Fetzen auf dem Intro zu hören sind, Truman
ist auch drauf, diese Leute gehören nun mal zu dieser schlimmen Zeit
und was Jon Drennings Meinung über Soldaten angeht, eines ist klar:
Nicht alle deutschen Soldaten waren „nur“ Soldaten, viele haben schreckliche
Grausamkeiten begangen, ich weigere micht aber, alle über einen Kamm
zu scheren. Der Grund? Mein Onkel wird seit 1943 in Stalingrad vermißt
und ich hatte die Gelegenheit, seine Briefe zu lesen, die er nach Hause
geschickt hat: Ein damals 17-jährige Junge, der nie die Chance hatte,
eine Freundin zu haben, sich nie verlieben konnte, Angst hatte und der
immer an seine Angehörigen gedacht hat, einer, der nichts weiter wollte,
als wieder nach Hause zu kommen. Diese Briefe sind das Erschütterndste,
was ich je gelesen habe und ich möchte jedem, der so gerne auf den
damaligen Soldaten pauschal herumhackt, das Buch „Ich will raus aus
diesem Wahnsinn“ empfehlen, Peter Hammer Verlag, ISBN 3-87294-447-9, mit
einem Vorwort von Willy Brandt. Wenn ihr dann immer noch meint, alle deutschen
Soldaten wären Verbrecher, dann habt ihr mein Mitgefühl).
Meinst Du nicht, ihr werdet jede Menge Kritik von all den scheinheiligen geschmierten Magazinen einstecken müssen, die sich und ihre Meinung verkauft haben und nun moralisch-verlogen den Zeigefinger heben?
Es ist doch so: Wenn Du heute den Fernseher
anschaltest, dann kommt eigentlich andauernd irgendwas über die damalige
Zeit, also auch über Hitler. Wir haben das nicht aus Promotiongründen
gemacht oder weil wir Aufsehen damit erregen wollen, dies ist ein Stück
Geschichte, so haben diese Leute eben damals gesprochen, das war die Realität,
keinem wird etwas vorgemacht. Laß mich aber noch erwähnen, daß
„March to glory“ auch eine Bedeutung für die Band hat, dieser Song
soll unseren Marsch zurück nach Europa einläuten, wir tragen
quasi die Fahne von Crimson Glory, die vom HM. Ich denke, wir haben den
Weg für all die Bands bereitet, die heute im Bereich Power-/Progressive-Metal
populär sind und diesen Weg wollen wir jetzt auch gehen.
Auf euren ersten beiden Alben standen Fantasy-/Science-Fiction-Themen im Mittelpunkt, wohingegen „SAB“ irgendwie Hippie-mäßig rüberkam. Auf eurer neuen Platte habt seid ihr auch textlich wieder in die Vergangenheit gegangen, oder?
Wie ich schon sagte, Midnight war ein großer
Einfluß auf „SAB“, he is very much a hippie. Ich im Gegensatz dazu
interessiere mich mehr für die intellektuellen Dinge, bin sehr belesen,
was irgendwelche Phänomene angeht, ich bin sehr an Astronomie und
Science Fiction interessiert. Nachdem Midnight nun nicht mehr bei uns ist,
kommen eher wieder die Dinge zum Vorschein, die wir früher gemacht
haben.
Was ist eigentlich mit euren Masken passiert? Habt ihr die weggeworfen oder vielleicht als Erinnerung an die alten Zeiten irgendwo aufgehoben? Wie denkst Du überhaupt über diese Idee, silberne Gesichtsmasken zu tragen, ich glaube, ihr hattet sie mit dem zweiten Album auf die Hälfte reduziert, oder?
Oh, ich habe noch jede Menge davon, einige davon geben wir beispielweise auf unserer Homepage an die Fans ab. Ich denke, die Masken waren ein wichtiger Punkt in unserer Vergangenheit, wir haben damit eine eigene Identität aufgebaut, die so stark war, daß sie eigentlich jeder kannte. Wenn Du am Anfang stehst, versuchst Du, die Leute auf Dich aufmerksam zu machen, eine Art Image zu erschaffen, an das sich jeder erinnern kann, also trugen wir diese Masken. Heute hingegen wollen wir ausschließlich aufgrund unserer Musik beurteilt werden, ich glaube zudem, daß wir als Crimson Glory so etabliert sind, daß wir diese Dinge nicht mehr benötigen.
Wenigstens steht ihr im Gegensatz zu solchen Typen wie Jim Matheos zu eurer Vergangenheit und seid nicht der Meinung, daß alles, was ihr mal gemacht habt, lächerlich sei und alles, was ihr jetzt macht, wäre genial. Das ist einfach nur billig.
Nein, die Vergangenheit war sehr wichtig für uns und wir stehen auch dazu.
Wenn Du eine Gartenparty feiern und Dir drei Musiker aussuchen dürftest, die für Dich und Deine Freunde an diesem Abend spielen sollten, wen würdest Du einladen?
Nur drei, oder?
Ja, nur drei, es ist aber egal, ob tot oder lebendig. Bestimmt Jimi Hendrix, oder?
Well, everybody says Jimi Hendrix (lacht). Nein, ich würde Leute nehmen, mit denen ich aufgewachsen bin, Michael Schenker zum Beispiel. Ich liebe Uli Roth (in den frühen Tagen der Band Gitarrist der Scorpions, nur für die Banausen unter euch – Frank), den ich im übrigen letztes Jahr bei einem seiner Gigs in der Schweiz getroffen habe, he´s a groovy guy. Dann würde ich noch Randy Rhoads nehmen. And if I could have one more I would put Brian May in there.
Eine gute Auswahl, wie ich meine.
Ja, weißt Du, ich stehe mehr auf die „klassischen“ Gitarristen. Ich denke, wir hatten keine richtig guten Gitarristen mehr in den letzten 10 Jahren, die, die ich genannt habe, haben mich wirklich nachhaltig beeinflußt, weil sie mit Qualität, Geschmack und Stil gespielt haben. Heute wollen sie immer noch alle zeigen, wie schnell sie sind, jeder möchte ein zweiter Yngwie sein and this drives me nuts! Melody, the tone and the feel are much more important than how many notes you can crave into one minute.
Das ist auch meine Meinung.
See Frank, we´re not so different now, are we? (lacht) Stay in touch with me Frank, okay? It was nice to speak to you again.
Hoffentlich dauert es nicht wieder 8 oder 9 Jahre, bis wir uns mal wieder unterhalten können.
Nein, ich verspreche Dir, daß die nächste
Platte innerhalb von 9 oder 10 Monaten draußen sein wird. Und wenn
wir auf Tour kommen, würde ich mich sehr freuen, wenn wir uns mal
wieder persönlich treffen und miteinander sprechen können, okay?
Soweit also das Gespräch mit Jon Drenning, der sich ebenso wie damals als sehr freundlicher Interviewpartner entpuppte, der mich zudem noch darauf hinwies, daß die Band seit Anfang September eine eigene Homepage eingerichtet hat. Unter der Adresse www.crimsonglory.com wird schnellstmöglich so viel Material wie möglich eingegeben, es gibt mit der „Crimson Militia“ einen neuen Fanclub (ich liebe diese Klischee-Namen, DAS ist Metal, Leute), der in so vielen Ländern wie möglich Stützpunkte haben soll und die neuesten Infos über die Band erhaltet ihr dort ebenso wie die Möglichkeit, per Mail mit den Jungs in Kontakt zu treten. Abschließend sei erwähnt, daß „Astronomica“ zwar nicht der erhoffte Hammer geworden ist, sich aber einige gute Songs auf der Platte befinden (siehe Reviews), die ihr euch ruhig mal anhören könnt (kostet ja nix). Falls ihr die beiden ersten Scheiben „Crimson Glory“ und „Transcendence“ nicht kennen solltet, dann kann ich euch nur dringend raten, euch die Dinger zuzulegen, deren lächerlich niedriger Anschaffungspreis in keinem Verhältnis zu Klassikern wie „Valhalla“, „Azrael“, „Lost reflection“, „In dark places“, „Where dragons rule“ oder „Eternal World“ steht.
An dieser Stelle geht mein Dank nochmals an Stefan und Jan vom Eternal Flame für die CD und die Chance, dieses Interview machen und auch im Mortal Sin veröffentlichen zu können – eine ausführlichere Version mit speziellen EF-Fragen findet ihr dann in der nächsten Ausgabe des EF (fragt mich aber nicht, wann diese erscheint, ich hoffe mal, noch in diesem Jahrtausend, ha ha...). Cheers nach Nürnberg!!!
Frank