Dark Angel wurden Anfang der 80er gegründet und aufgrund des 82er-Demos "We have arrived" kam das Quintett bei Iron Works unter Vertrag, was zu Beginn des Jahres 1985 die Veröffentlichung des Debuts nach sich zog (zuvor vervollständigte man das Line-up mit Gitarrist Eric Meyer und Drummer Jack Schwartz, die zu dem bereits bestehenden Trio Don Doty (v), Jim Durkin (g) und Rob Yahn (bs) hinzustießen). "We have arrived" ist ein typisches Speed-Metal-Album der damaligen Zeit, aufgrund einiger wirklich interessanter Songs aber auch heute noch hörenswert, zumal die wild drauflos galoppierenden Songs bei mir immer wieder ein leichtes Schmunzeln aufgrund des heutzutage recht naiven Charmes der Platte hervorrufen. "Welcome to the slaughterhouse" zum Beispiel bot ein Kult-Intro, bevor´s zur Sache ging, die anderen Songs von Seite 1 waren ebenfalls ausnahmslos High-Speed-Kracher erster Güter. Das über 6-minütige "No remorse" schaltete einen Gang zurück und bewies die Klasse der beiden Gitarristen, die wirklich gute Riffs vom Stapel ließen. Nach kurzem Akustik-Intro aber weht es einem bei "Hell´s on it´s knees" dann wieder die Haare nach hinten, das abschließende "Vendetta" beansprucht gleiches für sich. Wie gesagt, die Songs mögen heute ein wenig altbacken klingen, dafür aber sprüht die Platte vor Spielfreude einer unerfahrenen Band und bietet Energie von Anfang bis Ende.
1986 aber erschütterte alles, "Darkness descends" wurde geboren! Und was ist das auch heute noch für ein Hammer: Niemals mehr hat ein Drummer so schnell und gut gespielt wie der neu hinzugekommene Gene Hoglan, ein Superschwergewicht mit gehöriger Intelligenz, der alsbald auch zum Sprachrohr der Band avancierte. Der Titelsong bretterte nach Midtempo-Beginn brachial aus den Boxen, viel brutaler und schneller als alles zuvor. Don Doty hatte seinen Gesang nach unten geschraubt, die noch vom Debut bekannten höheren Passagen fielen beinahe ganz weg. Eigentlich ist es müßig, noch irgendwelche Songs aus diesem Gewitter herauszuheben, sie sind alle so verdammt gut..."Hunger of the undead" oder "The burning of Sodom" beispielsweise oder auch die Seite 1 beschließende neue Version von "Merciless Death", das der Band auf dem Debut zu langsam (!) gewesen ist, wie mir Gene Hoglan in seinem fünfseitigen Antwortschreiben zum Interview in MS Nr. 5 mitteilte."Death is certain, life is not" von Seite 2 ist ebenfalls ein Knaller, "Dark Prophecies" war der einzige Titel, der das Tempo ein wenig zurücknahm, bevor die Platte mit "Perish in flames" ihren alles vernichtenden Abschluß fand. Fette Gitarren und ein knochentrocken produziertes Schlagzeug halten im Verbund mit den 7 Songs auch heute noch meinen persönlichen Rekord in Sachen Geschwindigkeit und Aggression, nie wieder erreicht, auch von Dark Angel nicht!
Sie waren wohl ein wenig selbst dran schuld, denn Sänger Don Doty mußte gehen und sein Nachfolger Ron Rineheart hatte es irgendwie nicht drauf. Es ist schwer zu erklären, aber "Leave scars" und die nachfolgende Live-Scheibe "Live scars" waren nix, mies produziert und mit langweiligen Songs, kurz: Die Luft war raus! Dark Angel bemerkten dies wohl selbst und veränderten mit der 89er-Scheibe "Time does not heal" die Stoßrichtung: Die schnellen Songs fielen ganz weg, stattdessen gab´s lange Titel mit zig Riffs auf einmal, schleppend und, obwohl mit sehr gutem Sound versehen, meiner Meinung nach völlig nichtssagend und gesichtslos, wie viele andere Thrash-Bands der damaligen Zeit auch, die meinten, ihre spielerischen Fertigkeiten unter Beweis stellen zu müssen, anstatt weiter Dampf zu machen. Hinzu kam, daß "TDNH" als DoLP erschien, was auch nicht gerade ein Kaufanreiz gewesen ist.
Gene Hoglan erkannte die Sackgasse, in der Dark Angel sich befanden und stieg aus. Der Rest der Band wollte eigentlich weitermachen, konnte Hoglans Verlust als Songwriter, Sprachrohr und Kontaktadresse für die Fans aber nicht kompensieren und löste sich folgerichtig auf.
Dark Angel waren ein wichtiger Bestandteil der Thrash-Szene der 80er und haben mit ihrer zweiten LP einen Meilenstein der schnellen Form des HM geschaffen; den Abstieg in Mittelmaß und Bedeutungslosigkeit hatte sich die Gruppe selbst zuzuschreiben und daher bleibt heute leider nur die Erinnerung an "Darkness descends" als brutalstes Werk aller Zeiten!!!
Frank Zum Inhaltsverzeichnis