Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe mir nach Band-/Musiker-Biographien in Buchform oder nach Dokus im TV schon oft die Frage gestellt, wie sehr großer Erfolg doch für manche Menschen eine Belastung darstellen und das Leben verändern kann. Besonders betroffen machte mich letztens eine TV-Dokumentation über eine Band, die im zarten Alter von 10 Jahren meine allererste Lieblingsgruppe gewesen ist (lacht jetzt nicht): Abba. Ich weiß, daß sich das witzig anhört, aber ich stehe dazu und bin nach wie vor der Meinung, daß die Schweden unsterbliche Popsongs geschrieben haben, besser als alles, was irgendjemand in diesem Bereich je fabriziert hat. Oder warum hört man auch heute noch immer wieder Abba-Songs im Radio – in England steht „Abba Gold“ momentan wieder auf Platz 1 der Charts, bedingt durch das neue Musical „Mamma Mia“, welches von den beiden Abba-Köpfen Benny und Björn geschrieben wurde, weit über 20 Abba-Hits enthält und der große Renner auf der Insel ist.
Na ja, wenn man sich dann mal auf die vor-pubertäre Phase hinbewegt, schwärmt man auch zum ersten Mal für irgendwelche Stars und mein erster Schwarm war Agnetha, die Blonde der beiden Abba-Sängerinnen. Ich bin heute noch absolut fasziniert von der Schönheit dieser Frau, hin und weg von der ganzen Erscheinung und dem für mich hübschesten Gesicht, das ich je sehen durfte. Aufgrund der Tatsache, daß Abba nach den Beatles die meisten Platten aller Zeiten verkauft haben, muß keiner der vier mehr auch nur einen Finger krumm machen und dennoch war ich nach dem Genuß der Sendung (ein neuer 99er-Film über die Band) schockiert: Während Benny, Björn und Anna-Frid (die Dunkelhaarige) völlig ungezwungen mit neuen Interviews zu dem Film beitrugen, fragte ich mich die ganze Zeit, wo denn um Himmels willen Agnetha geblieben sei, ich wollte einfach sehen, wie und ob der Zahn der Zeit das jüngste Abba-Mitglied (Jahrgang 1950) verändert hatte. Aus der Story ging schon hervor, daß sie es war, die damals die Band verlassen wollte, um sich um das Kind aus der Ehe mit Björn zu kümmern, dieser aber die Band in den Vordergrund stellte und man sich daher scheiden ließ. Nachdem auch die zweite Ehe der beiden anderen wenige Jahre später zuende war, brachen Abba auseinander und zunächst lief alles seinen gewohnten Weg: Benny und Björn machten das Musical „Chess“ und fuhren einen Welterfolg ein und die beiden Frauen machten Soloscheiben. Während Anna-Frid dies zuletzt 1997 noch tat, stieg „meine“ Agnetha nach vier Soloplatten 1987 aus dem Musikgeschäft aus, frustriert und angewidert. Dies war dann auch der Grund, warum ich sie nicht im Film zu sehen bekam: Sie hatte sich geweigert, ein Interview zu geben, zudem hätte sie alles Englisch verlernt (!) und wollte sich lediglich bei einem Spaziergang filmen lassen. Schlußendlich gab sie doch ein kurzes Statement (ohne Kamera, nur Ton) ab, in welchem sie meinte, daß sie nach vielen Jahren wieder Lust darauf hätte, etwas in Sachen Musik zu machen. Ansonsten sah man eine in Ehren gealterte, immer noch tolle 49-jährige Frau, die, wie der Sprecher verkündete, immer noch völlig abgeschieden lebt und lediglich ab und zu auf einsamen Spaziergängen beobachtet werden kann.
Dies traf mich wirklich: War dies der Preis, den sie zahlen mußte, weil sie immer schon der Mittelpunkt der Band war, die meisten Solo-Parts singen durfte und so umwerfend aussah? Wie sehr muß sie dieses Business, das sie reich gemacht hat, angewidert haben, wenn sie sich nicht nur aus dem Geschäft, sondern quasi aus dem Leben zurückzieht und ein Einsiedlerdasein führt? Ihr Kind, das damals Mitte der 70er im Film zu sehen war, müßte Mitte 20 sein und wohl schon aus dem Haus, so daß sie wirklich alleine lebt. Alleine, nur bei Spaziergängen beobachtet, ist das nicht ein Horror? Klar, sie hat Geld wie Heu, muß nie mehr arbeiten, aber ich sage euch, sie tut mir wahnsinnig leid, so wie sie da auf einem Feldweg entlanglief, den Kragen hochgezogen, scheu und zurückhaltend. War dieser Preis nicht zu hoch für all das Geld und den Ruhm? Ehe kaputt, Leben in Abgeschiedenheit, was muß diese Frau gelitten haben, wenn sie sich derart zurückgezogen hat?! Und wenn ich dann den wunderschönen Popsong „The winner takes it all“ höre und mir vorstelle, daß der Text genau über die Scheidung von Agnetha und Björn geschrieben wurde, macht mich das immer wieder aufs Neue sehr traurig.
Ich werde mich nach Infos über die Band in Buchform umsehen, um weiteres über das Leben der Agnetha Fältskog herauszufinden, auch wenn das nichts mit Metal zu tun hat und viele vielleicht den Kopf schütteln über so viel Anhänglichkeit. Es ist mir egal, sie war das zauberhafteste Wesen, das mir (wenn auch nie persönlich) begegnet ist und mir tut es in der Seele weh, wenn ich über ihr Leben der letzten 12 Jahre (und der Zukunft?) sowie all den Erfolg, den sie mal hatte, nachdenke. Ich wollte nicht mit ihr tauschen. Ob sie´s bei einem zweiten Versuch wohl wieder so machen würde, Ruhm, Erfolg und Geld gegen viele Jahre der Einsamkeit?
Frank