ELVENKING


Elvenking…einer der vielen geilen Bandnamen, aber einer der ganz wenigen, die das durch den schönen Namen gemachte Versprechen nicht nur halten, sondern einen total in ihren Bann schlagen. So geschehen durch das famose Debut „Heathenreel“, welches zudem noch die eine grandiose Verpackung gefällt. Die Songs? Nun, lest in den Reviews nach (hihi...), man kann all das, was die Jungs aus Italien da reingepackt haben, gar nicht beschrieben, Folk-Einflüsse, Power Metal, mittelalterliche Sounds, Death Growls, himmelwärts strebenden Gesang und ebensolche Melodien.

Da war es klar, daß wir mal einen unserer raren Interview-Versuche machen würden und als ich die Band kontaktierte, erhielten wir auch prompt Antwort, es ging ein paar Mal hin und her und schlußendlich schickte ich Anfang Oktober meine Fragen. Moment, Anfang Oktober? Richtig, leider aber bekamen wir keine Antwort und ich hatte die Sache schon abgehakt, als ich dann im Dezember meine Mails durchsah und entschied, nochmal eine zu schicken, um den Jungs mitzuteilen, wie enttäuschend es für Fanzine-Macher, die nicht mit Labels zusammenarbeiten, sein kann, wenn Bands nicht antworten.

Hätte ich mal früher geschrieben.... die Band schwor Stein und Bein, keine Fragen bekommen zu haben und versprach, sie schnellstmöglich zu beantworten, wenn ich sie nochmal schicken würde. Gesagt, getan, und innerhalb weniger Tage war Antwort von Gitarrist Aydan da.

Nachfolgend also dann doch noch das Interview mit einer der geilsten neuen Bands dieser Tage, deren tolles Debut in unseren Breitengraden leider viel zu kurz gekommen ist.

Könntet Ihr Euch zunächst mal ein wenig vorstellen? Da wir nie eine CD Eures Labels bekommen haben, fehlt uns logischerweise auch der schön ausgeschmückte Beipackzettel – wann habt ihr angefangen etc.?

Jarpen und ich haben die Band im Oktober ´97 gegründet, wir sind alte Freunde, die ihre Liebe für Metal und folkloristische Traditionen teilen. Zunächst hatten wir massive Line-up-Probleme und verloren eine Menge zeit, bis wir die richtigen Leute gefunden hatten. Im März ´98 stieß Sänger Damnagoras zu uns und im September war es Zeit für Drummer Zender, zu uns zu kommen. Unseren Bassisten Gorlan fanden wir nach der VÖ unseres ersten und einzigen Demos „To oak woods bestowed“. Unser momentanes Line-up ist wirklich solide und gefestigt, wir haben vieles gemeinsam und sind enge Freunde, ich denke, wir haben das Feeling, welches man als Band haben muß! Wir schickten unser Demo an verschiedene Labels und erhielten nach 3 Tagen die ersten Anrufe....Wir haben uns für AFM Records entschieden (Laben von Edguy, Avantasia, Steel Attack...), weil sie sich wirklich für unsere Musik zu interessieren schienen und bevorzugen es, von einem nicht so großen Label unterstützt zu werden, als bei einem bekannteren Label nur die letzte Band zu sein.

Ich denke, “Heathenreel” kombiniert massig Stile und Ideen – ist dies euer Versuch, von all dem kindischen Keyboard-Speed-so-called-„True Metal“ wegzukommen, der so massiv während der letzten Monate aufgekommen ist, oder seht ihr das als interne Entwicklung? Wo habt ihr eure Einflüsse her?

Nun, unsere Intention war es, einen Sound zu schaffen, der so individuell wie möglich ausfällt, ohne dies oder das zu kopieren. Wir alle mögen viele unterschiedliche Sachen und Genres, von Heavy, Thrash, Death oder Black Metal, Hard Rock und sogar Pop Musik (nicht viel davon allerdings, ha ha). Wir mögen den sogenannten Happy Metal genauso wie obskurere Acts wie Mercyful Fate/King Diamond oder Candlemass, haben also Tonnen von Einflüssen und Ideen, wie Du Dir vorstellen kannst. Was wir bei Elvenking versucht haben, war, einen Sound zu schaffen, der nicht statisch ist, sondern sich immer bewegt, mit der großen Herausforderung, einen soliden Weg zu schaffen, ihn zu lesen, ohne dabei viele Sachen ohne Sinn zu mischen.

Wer hatten denn die Idee mit all den verschiedenen Arten von Gesang? Ist es nicht sehr schwer, einen Sänger (oder Bandmitglieder) zu finden, die das alles so perfekt hinbekommen?

Das ist kein so großes Problem! Verschiedene Stimmen schaffen verschiedene Atmosphären und Emotionen und es gab unserer Meinung nach so viele besondere Punkte auf dem Album, die unterschiedlichen Gesanges bedurften. Jarpen growlt sehr gut, also nutzen wir seine Stimme manchmal, auch weil wir sehr auf Death oder Black Metal stehen, was man nicht nur beim Gesang, sondern auf beim Riffing hören kann! Damnagoras growlt ebenfalls, aber wir mußten verschiedene Stimmen haben, um den Wechsel der Stimmlage zu unterstreichen. Genauso ist es mit den weiblichen Vocals.

Wie wichtig ist es für euch, den Hörer in eine Welt fernab von all den grausamen Dingen, die in der Welt passieren, hin zu Fantasy und Magie zu führen? Wie reagiert ihr auf Leute, die solche Themen als kindisch bezeichnen (diese Leute existieren und ich hasse sie dafür, insbesondere bei den großen Mags laufen massig dieser Trottel durch die Gegend – das war jetzt etwas frei übersetzt, aber das lag mir am Herzen – Frank).

Ich denke, daß es unser prinzipielles Ziel ist, den Hörer in eine Welt der Fantasy und weitab von den Grausamkeiten der Realität zu führen. Zunächst versetzen wir uns selbst dorthin, mehr vielleicht als die Hörer. Ich kümmere mich nicht um Leute, die etwas dagegen haben. For my way of living, keep imagination and fantasy to strong life is one of my highest goals. In our society this aspects are dying.

Ihr habt ein tolles Cover-Artwork, Booklet, Bandphotos etc. – ich denke, daß dies recht ungewöhnlich für eine unbekannte Band und deren Debut ist. War es schwer, alle eure Ideen umzusetzen, oder mußtet Ihr Kompromisse eingehen? Mußtet Ihr was davon selbst bezahlen?

Das Cover-Artwork wurde von dem Zauberer Travis Smith geschaffen. Ich denke, es gibt dem Hörer eine tolle Verbindung zu „Heathenreel“´s Musik. Es ist magisch und entspannend, aber genauso obskur und geheimnisvoll und das ist genau das, um was wir Travis gebeten haben. Normalerweise macht er sehr komplexe Sachen, aber wir baten ihn, so einfach und direkt wie möglich zu sein. Der Geist in der Mitte setzt sich mit dem Wort „Heel“ im Titel in Beziehung und die Verbindung zwischen dem tanzenden Geist und dem obskuren Gesicht im Himmel könnte ein guter Weg sein, über dessen Bedeutung nachzudenken.

Ein weiterer Aspekt, der mir bei Elvenking so gefällt, sind die Fantasy-Namen. Haben sie eine spezielle Bedeutung? Sind eure Freunde oder Familien enttäuscht, daß sich nicht eure wirklichen Namen auf dem Cover befinden? Wie schwierig ist es für einen Musiker, seinen Namen nicht auf seinem Produkt zu sehen? Ich denke, ich hätte ein Problem damit :-)

Nun, die Sache mit den Namen hat sich ganz natürlich ergeben, wir hatten das Konzept der heidnischen Verehrung für die Natur und haben uns als Teil dieses Konzepts wiedererschaffen. Es wäre nicht so gut, unsere wirklichen (und nicht so besonders tollen  )italienischen Namen darin zu haben. Es ist naheliegend, daß man damit seine Individualität verliert, aber es ist uns nicht wichtig, wiedererkannt zu werden o.ä.. Wenn ich mit Elvenking spiele, bin ich einfach Aydan und dies ist kein Problem für mich!

Unglücklicherweise hat „Heathenreel“ (meiner Meinung nach!) nicht die Aufmerksamkeit erhalten, das es verdient hätte – es war zwar in deutschen Mags besprochen, aber man konnte kaum mal ein Interview lesenm und wenn, dann nur in kleinstem Rahmen, mittlerweile seid ihr aus der Presse verschwunden. Andererseits konnte ich auch nicht sonderlich viele Anzeigen der Plattenfirma entdecken – könnte das ein Grund sein, weshalb ihr nicht ausführlicher vorgestellt worden seid?

Wir sind eine junge Band und „Heathenreel“ ist unser allererster Schritt! Ich denke, daß wir zufrieden sein sollten, daß wir die Chance bekamen, die Platte zu veröffentlichen! Wir bekommen großartige Reaktionen aus aller Welt (allerdings nicht so sehr viele aus Deutschland, um ehrlich zu sein, genau wie Du gesagt hast). Das nächste Album wird sehr wichtig für uns sein. Wir haben unseren Namen mit „Heathenreel“ verbreitet und werden die Früchte davon bei unserer nächsten CD sehen! Wir werden sehen, was passiert!

Wie schwer ist es für eine italienische Band, einen Deal mit einem deutschen Label zu bekommen? Jeden Monat kommen tonnenweise italienische Bands auf den Markt, von denen eine wie die andere klingt...befürchtet ihr nicht, ein wenig weggespült zu werden von größeren Bands wie Edguy, die bei der gleichen Firma unter Vertrag stehen und die volle Promotion erhalten? Wie lange läuft euer Vertrag und wie siehst du eure Chancen, als Band unter all den unzähligen anderen zu überleben?

Ich weiß nicht, was ich Dir darauf antworten soll. Wir haben einfach eine Demo-CD aufgenommen und diese an ein paar Labels in aller Welt geschickt, das ist alles. Wir haben mehr als nur ein Angebot erhalten und ich denke, daß wenn ein Produkt einigen Wert besitzt, es auch die Aufmerksamkeit bekommt, das es verdient. Aber dies ist lediglich der Anfang! Wie Du gesagt hast, das wichtigste ist, zu überleben. Es gibt Tonnen von Bands da draußen und es ist schwer, in einer Musikszene zu überleben, in welcher man kaum eine Belohnung für seine harte Arbeit erhält und man einfach nur mit seiner Leidenschaft weitermacht. Unser Vertrag mit AFM läuft über 2 Alben mit Optionen für mehr.

Wie seht ihr die heutige Metal-Szene allgemein? Wir denken, sie wird wieder mal durch Plattenfirmen vergiftet, die ihren Teil vom massiven Erfolg von Hammerfall und/oder Rhapsody abhaben wollen und daher alle Bands unter Vertrag nehmen, die in diese Richtung tendieren, mit dem Ergebnis, daß ein Genre ausverkauft wird und nur die Großen überleben. Wir haben das in den 80ern schon mal erlebt, als Speed-und Thrash-metal dadurch zerstört und durch Grunge ersetzt wurde (wie alt seid ihr eigentlich? Where were you in ´79 when the Denim began to burst :-). Sorry, kleiner Scherz mit dem alten Saxon-Klassiker, den wir mal in einem unserer Hefte hatten, da wir Mitt-30er sind und zum Glück die wichtigsten Dinge im Metal-Bereich miterleben durften).

1979 war ich 2 Jahre alt und kann mich nicht an viel von Saxon aus diesem Jahr erinnern, ha ha. Zunächst mal muß man unterscheiden zwischen den Bands mit großen Budgets und anderen! Man kann uns nicht mit Rhapsody z.B. vergleichen, weil deren Budget 10 x so hoch ist wie unseres (kein Witz!). Das ist eine ganz andere Dimension, ein ganz anderer Blickwinkel. Jeder muß seine Karten ausspielen und wir tun das, so gut wir können. Es macht uns nichts aus, diesen oder einen anderen Stil zu spielen, es gibt immer jemanden, der uns nicht mag, aber man nunmal nicht jedem gefallen. Wir werden immer spielen, was wir fühlen und hoffen, dabei zukünftig nicht von businesstechnischen Dingen beeinflußt zu werden (auch wenn das bedeuten würde, daß wir ziemlich wichtig geworden wären )

Gibt es irgendeine Chance, euch live bei uns zu sehen? Wäre es nicht eine feine Sache, wenn ihr z.B. mit Edguy kommen könntet, die ja beim gleichen Label sind?

Das wäre sicher eine feine Sache! Aber unglücklicherweise haben wir da keine Chance! Ich denke nicht, daß wir auf Tour kommen werden!

Habt ihr schon Ideen für das nächste Album? Denkt ihr, ihr werdet dem Weg folgen, den ihr mit „Heathenreel“ eingeschlagen habt (was ich hoffe) oder denkt ihr daran, bestimmte Dinge mehr in den Vordergrund zu stellen, um euch nicht zu wiederholen (die Death-Growls z.B.)? Kann man solche Sachen überhaupt planen oder kann man immer nur so schreiben, wie man sich in diesen Momenten fühlt?

Wir arbeiten hart am nächsten Album und wären gerne in der Lage, solche Dinge zu planen, aber unglücklicherweise hat das nie funktioniert. Wir sagen „Ok, laßt uns einen kurzen Song mit eingängigem Chorus schreiben“ und wir haben einen 7-Minuten-Song, der unglaublich komplex ist. Oder „Beim nächsten Album werden wir mehr Death-Vocals haben“ und wir schreiben nicht einen einzigen Song mit Growls! Ich kann Dir also leider nicht sagen, wie sich das Album anhören wird, erst in letzter Sekunde. Was ich Dir allerdings sagen kann, ist, daß Martin Walkyier (ex-Skyclad) bei uns sowohl als Textschreiber als auch als Gastsänger bei einigen Songs des nächsten Albums mitmachen wird. Er ist eine unglaubliche und erstaunliche Person und wir hoffen, daß diese Zusammenarbeit einige großartige Songs hervorbringen wird. Wir denken auch über ein anderes großes Projekt mit Martin nach, darüber erzähle ich Dir mehr, wenn alles offiziell ist!

Irgendein Schlußwort an die Leser?

Zunächst mal vielen Dank für das Interview! Und vielen Dank an all diejenigen, die uns bei Elvenking´s ersten Schritten unterstützt haben!

May the winds blow fair at your back!!!


Soweit Aydan von Elvenking. An dieser Stelle möchten wir euch auf die wunderschön gemachte Homepage der Band hinweisen, die Ihr unter www.elvenking.net erreichen könnt – dort erfahrt ihr wirklich alles über die Band und die Songs, könnt einiges herunterladen uvm..

Wir hoffen, die Jungs halten uns auf dem Laufenden, da wir es hier wirklich mit einer der wenigen fantastischen Bands zu tun haben, auf deren neue Scheibe wir schon sehr gespannt sind!

Frank