1984 hörte man zum ersten mal von Leatherwolf, als die "Endangered species"-EP mit 5 Songs in den USA erschien und vorab beste Kritiken erhielt. Die 1985 für Europa anstehende Veröffentlichung wurde mit 4 weiteren Songs versehen und folgerichtig als komplette LP angeboten, die die Vorschußlorbeeren (u.a. "Eine der besten Bands der Welt", altes Rock Hard, ich weiß die Nummer gerade nicht, bin auch zu faul zum heraussuchen, vertraut einfach meiner Erinnerung...) vollauf rechtfertigen konnte: Songs wie "Spiter", "Season of the witch", "Vagrant" oder "Leatherwolf" boten knallharten US-Metal mit viel Double-Bass eines Drummers namens Dean Roberts und hatten dennoch etwas ganz eigenes, nämlich die Tatsache, daß der hervorragende Sänger Michael Olivieri die dritte Gitarre spielte und der Band einen durch und durch fetten Sound verpaßte. Die Songs waren bei aller Härte von melodischen Leads und Gitarrenharmonien bestimmt, die einen (wenn auch nur am Rande) ein wenig an die alten Iron Maiden denken ließen, auch wenn der Gesang total anders war. Da die Produktion ebenfalls stimmte, hatte die Band hier einen Hammer am Start, der nur Gutes für die Zukunft verhieß.
Da der Deal mit Tropical aber auslief, mußte die Band in ihrer Heimat unzählige Konzerte spielen, um auf sich aufmerksam zu machen, was ihr auch gelang, denn man stand einige Zeit später beim Major Island (BMG) unter Vertrag, der die Band ins Studio schickte, um die zweite Scheibe aufzunehmen, die 1987 in die Läden kam und die eingefleischten Fans ein wenig verwirrte: Das Debut hieß in Europa schlicht "Leatherwolf" und auch die zweite Scheibe trug den Bandnamen, sicherlich nicht allzu glücklich, aber was soll's..."L" ist eine der besten... genial... ihr wißt schon, was ich meine,... Killer... Kult... Melodien und tausend Gitarren... mir fehlen die Worte... wo soll ich anfangen... Am Anfang vielleicht, denn da steht mit "Rise or fall" "einer der besten Metal-Songs überhaupt" (GL Nr.2), bombastisch und mit viel Power, eingängig und doch heavy, ein Meilenstein (was für ein Refrain!!!). Gegenüber dem Debut hatten sich Leatherwolf enorm weiterentwickelt, man setzte auf gewaltigen Chorgesang und ultra-melodiöse Gitarren, ohne dabei in Kommerz-Gewässer abzudriften. Dafür sorgten Songperlen wie "The Calling" (Rise or fall-Klasse), "Gypsies and thieves" (schnell) oder "Princess of love" (so setzt man Keyboards ein und der Song bleibt dennoch hart, hört euch nur mal den Anfang des Stücks an!), allesamt auf höchstem Niveau! Die Produktion hatte Major-Standard, ebenso wie das gelungene Cover, der rasante Rauswerfer "We rule the night" machte einen ganz nervös, wenn man an kommende Großtaten dieser fantastischen Formation dachte. Bis heute habe ich allerdings die Kritik im RH nicht verwunden, in der dieser verdammte Stratmann nichts besseres zu tun hatte, als zu bemängeln, daß "da nichts abgeht" - das schrie zum Himmel, denn Leatherwolf boten neben aller Eingängigkeit immer noch genügend Ecken und Kanten, hatten unzählige gute Ideen eingebracht und auch die schnellen Songs nicht vergessen. "L" zählt auch heute noch zu einer meiner absoluten Lieblingsscheiben und wer sich nach der Lektüre dieser Zeilen jetzt nicht aufmacht und sich die CD holt, sollte hier lieber mit Lesen aufhören und sich in die Backstreet-Boys-Seite einklinken...
Und was kam? Nichts. Zumindest in Europa nicht, in den Staaten scheint es eine Tour gegeben zu haben, wenn man einem Interview im Metal Forces Glauben schenkt, in Europa aber lief nichts, kein Mensch geschweige denn ein Magazin hat über die Band berichtet, es war eine Schande! Dies lag aber leider auch an der Band selbst, denn beim Mortal Sin haben wir 3 x versucht, mit den Jungs in Kontakt zu treten und bekamen jedesmal unsere Briefe/Hefte wieder zurück - die größeren Mags aber, die Kontakte zur Plattenfirma hatten, die hätten sicher ohne weiteres ein Interview bekommen, aber da wurde mal wieder selig gepennt bzw. wie im Falle Stratmann unter Geschmacksverirrung gelitten (hat sich bei diesem Typen rasant weiterentwickelt, solltet Ihr mal in einem Lexikon unter diesem Stichwort nachschauen, dann werdet Ihr Stratmann´s Gesicht abgebildet sehen!).
Wie dem auch sei, die Jungs gaben nicht auf und schoben 1989 mit "Street ready" einen weiteren hochklassigen Vertreter melodiösen Power Metals nach (wenn ich diese Platte höre und dann daran denke, was heute alles unter diesem Begriff läuft, könnte ich die Krise bekommen), der auch positiv aufgenommen wurde. Alleine der Opener "Wicked ways" ist ein Song für die Ewigkeit, hört euch das 2-minütige Instrumental-Intro an und ihr geht die Wände hoch vor Begeisterung! Der Titelsong war hart und simpel gehalten, mit hartem Refrain-Chor, während man mit "Black Knight" ein tolles Instrumental (geht richtig ab und ist fantastisch gespielt) und mit Songs wie "Thunder" (klasse), "Too much" (schneller Kracher der We rule the night-Kategorie) oder "Spirits in the wind" nahtlos an die Klasse des Vorgängers anknüpfen konnte. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß es keiner Band mehr gelungen ist, dermaßen gigantischen Gitarren aufzunehmen, was hier an Melodien und Kraft dahintersteckt, ist echt einmalig, auf den eigenständigen, rauhen und melodischen Gesang Michael Olivieris will ich gar nicht erst eingehen, das muß man gehört haben!
Und siehe da, die Band kam nach Deutschland zur lange erwarteten Tour und die Penner vom Mortal Sin sind nicht dagewesen, weil wir an einem regnerischen Mittwochabend keine Lust hatten, noch nach Ludwigsburg zu fahren - ich bereue das heute noch, glaubt mir, aber wir waren eben auch fest davon überzeugt, daß es jetzt erst richtig mit der Band losgehen und sie sowieso wiederkommen würde. Na ja, wenigstens hat sich das GL die Band seinerzeit nicht entgehen lassen und sogar ein (wenn auch kleines) Interview gemacht, in welchem die Band darüber informierte, daß man von der zweiten Scheibe immerhin 100.000 Stück verkaufen konnte und die neue noch besser laufen würde. Das letzte Lebenszeichen, das mir bekannt ist, war dann im englischen Metal Forces im Mai ´89 zu lesen und da gaben sich die Jungs äußerst optimistisch, was die Zukunft anging. Doch Gitarrist Geoff Gayer hatte wohl hellseherische Fähigkeiten, als er meinte, daß die Band zumindest laut Aussagen ihrer Plattenfirma ganz bestimmt nach Europa zurückkehren würde, "but you know that so many things can happen in one year. But our intentions are to come back though..."
Sie kamen nicht wieder. Das letzte, was man aus dem Lager der Band hörte, war, daß Drummer Dean Roberts und Bassist Paul Carman die Band verlassen hatten, seitdem hat man nichts mehr von Leatherwolf gehört.
Auch hier fällt es mir schwer, mir vorzustellen, daß solch begnadete Musiker heutzutage womöglich normalen Berufen nachgehen, irgendwo im Büro oder in einem Lager oder sonstwo arbeiten - wie müssen sich diese Jungs fühlen, wenn sie sich ihre erstklassigen Scheiben anhören und an die Zeiten bis Ende der 80er zurückdenken...Frust und Enttäuschung müssen sich da breitmachen, besonders eingedenk der Tatsache, welcher Müll heutzutage groß in der Presse herauskommt und auch noch gekauft wird.
Leatherwolf hatten leider nicht das Glück und das Durchhaltevermögen, welches notwendig gewesen wäre - ich habe zumindest letzteres und höre mir auch heute noch die 3 Scheiben mit derselben Begeisterung an wie damals und hoffe, daß der eine oder andere von euch, der die Band noch nicht kennt, sich aufraffen kann und sich die wirklich genialen Platten zulegt, die noch recht einfach bei den einschlägigen Versendern zu bekommen sind (Hegewald und Co.).
Songs wie "Spiter", "Rise or fall", "The Calling", "Thunder" oder "Wicked ways" haben das verdient.
Frank