PRIMAL FEAR, CHILDREN OF BODOM, SACRED STEEL
Stuttgart, LKA

So kann es gehen: Vor kurzem noch platzte das LKA bei Hammerfall aus allen Nähten und nu war es gerade mal etwa zur Hälfte gefüllt. Hm. Dabei war dieses Package hier hochklassig und die Eintrittspreise ebenso fair (32,50 DM), allein das Publikum rekrutierte sich eben nicht aus 13-jährigen Nachwuchsmetallern, sondern war bunt gemischt, Dimmu Borgir-T-Shirts standen neben denen von Halford oder Maiden (und deren Trägern naürlich, hihi). Wie auch immer, Sacred Steel begannen schon um 19.45 Uhr (wir hatten nichts dagegen) und fuhren gleich als zweiten Titel „Dark Forces“ auf, den Hammer der letzten CD „Bloodlust“. Auffallend war zum einen der leider recht schwache Gitarrensound, der den Jungs einiges an Power nahm, nach den ersten 2 Songs aber ein wenig besser wurde und zum anderen Sänger Gerrit Mutz, dessen Posen wirklich genial rüberkamen, genauso wie seine Stimme übrigens, die „Master of thy fate“ oder „Stormhammer“ genau den richtigen Schliff verliehen (bei letztgenanntem Titel stand er übrigens mit einem Schwert auf der Bühne, Kult!). Der Drummer von Primal Fear ließ es sich nicht nehmen, einen Gastauftritt zu absolvieren und die leider nur 30 Minuten vergingen wie im Flug und haben uns großen Spaß gemacht. Wer sich US-Metal-Fan nennt und Sacred Steel, respektive deren Meisterwerk „Bloodlust“ immer noch nicht kennt, sollte sich schämen! Und dann kamen sie, die von uns mit riesiger Spannung erwarteten Children of Bodom. Und wie sie kamen! Wir hatten die Befürchtung, daß, wenn der Sound auch nur ein wenig zu wünschen übrig lassen würde, man die genialen, rasend schnellen Melodiebögen nicht mitbekommen könnte, aber diese Furcht war zum Glück völlig umsonst: Die Jungs waren ein wenig leiser als bei Sacred Steel, dafür aber von Anfang an (!) glasklar und differenziert, was besonders aufgrund der Tatsache erfreulich ist, daß neben 2 Gitarren ja auch noch Keyboards in den Gesamtsound einzubringen waren. Es ist müßig, auch nur einen Titel aus den 60 Minuten herauszuheben – was hier abging, ließ uns mit offenem Mund dastehen und dem abartigen Feuerwerk lauschen, welches hier abgebrannt wurde: Alexi Laiho sang, brüllte, röhrte und tobte über die Bühne und spielte die Leads wie ein Gott - was der an der Gitarre zutage förderte, war phänomenal – schnell, rasend, sich selbst überholend auf der einen Seite, langsam, gefühlvoll und voller Atmosphäre auf der anderen, dazu dann immer mal wieder Doppel-Leads mit der anderen Gitarre und dabei immer mit tollen Melodien, daß man nur mit dem Kopf schütteln konnte, jedes der wahnwitzigen Breaks kam genau auf den Punkt und wir waren ebenso begeistert wie die Meute in der Halle (als Alexi meinte, in Offenbach wären die Fans so verrückt gewesen und fragte, ob das Publikum in Stuttgart oder in Offenbach verrückter wäre, ließ ich es mir nicht nehmen, laut „Offenbach“ zu brüllen, schließlich sind die Schwaben ja unsere besonderen Freunde, hihi...). Ich habe selten einen solch tollen Auftritt einer Band gesehen und kann euch nur raten, euch das mal anzusehen, wenn ihr die Chance dazu habt, sonst entgeht euch eine der geilsten Bands dieses Universums! Wie genau der Zeitplan durchgezogen wurde, sah man daran, daß nur eine Sekunde nach dem letzten Ton (und als sich die Band noch verabschiedete) bereits „We wanna Rock“ von Twisted Sister über die PA lief (welch miserable Wahl bei einem solchen Fundus an tollen Songs von Dee Snider & Co. aber dies nur am Rande....). Wir durften uns dann noch über „Easy Rocker“ von Krokus freuen und sangen ein wenig mit, was uns gleich den einen oder anderen verdutzten Blick einbrachte, aber wir sind nunmal schon ein wenig ÄLTER, gell, und DAS war DIE Musik aus UNSERER Jugend, hihi. Nur rund 20 Minuten später betraten dann die Mannen um Ralf Schepers die Bühne und sofort hatte ich ein Problem – die Lautstärke wurde um einiges nach oben gefahren und der Mann am Mischpult überhörte geflissentlich die Tatsache, daß Mat Sinners Baß viel zu laut und dröhnend war und im Verbund mit dem mächtig donnernden Schlagzeug die beiden Gitarren zudeckte. Dafür war dann dessen Background-Gesang ebenso laut wie der von Schepers und die melodischen Chöre kamen sehr gut, wie man überhaupt sagen muß, daß der Gesang wirklich genial war und ein Rob Halford sicher wehmütig an seine jüngeren Jahre zurückgedacht hätte, hätte er Ralf Schepers an diesem Abend gehört, wirklich Wahnsinn! Leider aber zündeten die Songs nicht so, wie sie es auf CD tun, denn die Gitarren wurden im weiteren Verlauf zwar ein wenig lauter, dafür aber kamen sie dann aber recht matschig und verwaschen und wurden bei Double-Bass-Einsatz von diesen in Grund und Boden gestampft. Wie unklug man sein kann, bewiesen dann die beiden PF-Gitarristen, die beide Soloeinlagen zum Besten gaben, die um Klassen schlechter, weil unsauberer und bei weitem nicht so fingerfertig waren als das, was Alex Laiho zuvor abgeliefert hatte – Leute, wenn ich solch einen Gitarrenzauberer im Vorprogramm habe, dann muß ich so viel Selbsteinschätzung besitzen, um meine eigenen, wenig virtuosen Künste nicht auch noch mit Soloeinlagen zur Schau zu stellen und den Leuten quasi ein „Schaut mal, ich bin viel schlechter als der Gitarrist von den Bodoms“ zurufen... Wir verzogen uns später in den hinteren Teil der Halle, wo die Lautstärke ein bissel erträglicher war (der Gitarrensound aber ebenso matschig kam wie weiter vorne) und zogen es dann nach rund einer Stunde vor, die Halle zu verlassen. Versteht mich nicht falsch, PF waren nicht wirklich schlecht, aber auch wenn ich die CD´s (die ich alle in meiner Sammlung habe) sehr gerne höre, so fehlte der letzte Kick, die Zündung, wie auch immer man es nennen mag, was nicht nur am im Vergleich zu den Bodoms schlechteren Sound lag. Children of Bodom waren die Sieger des Abends, mit dem besten Sound, dem besten Musiker und den besten Songs, Sacred Steel haben bewiesen, daß mit ihnen zu rechnen ist und Primal Fear sollten beim nächsten Mal daran denken, daß Lautstärke nicht alles ist.

Frank