Fifth Angel, Leatherwolf, Dark Angel und Heir Apparent, klangvolle Namen alter Power Metal-Geschichte, die wir bereits mit ausführlichen Stories gewürdigt haben (siehe Inhaltsverzeichnis) – da wir die Tradition mit Stories über alte Götterbands auch schon in unseren Heften hatten und es immer noch einige der absolut besten und hochkarätigsten Bands gibt, die die 80er je hervorgebracht haben, müssen auch diese hier im Internet entsprechend gewürdigt werden. Eine der Formationen, die locker mit den o.g. Götterbands mithalten können/konnten, sind Omen, die in letzter Zeit durch eine miese Reunion negativ und das „Battle Cry“-Cover von Sacred Steel positiv aufgefallen sind. Die Gründung Omens resultiert aus dem Jahr 1984, als sich ein frustrierter Kenny Powell nach der 83er „Dominatress“-Mini-LP von Savage Grace verabschiedete, um sein eigenes Ding zu machen, so wie dies Chris Logue bei SG seinerseits tat und somit auch das Sagen hatte. J.D. Kimball, Steve Wittig und Jody Henry komplettierten das Quartett und konnten unter dem Banner Omen gegen Ende des ersten Jahres ihren ersten kleinen Erfolg verbuchen, als sie mit „Torture me“ einen Beitrag zur legendären „Metal Massacre“- Reihe leisten durften (auf deren 5. Teil, um genau zu sein). Ein Deal mit Metal Blade folgte auf dem Fuße und das Debut „Battle Cry“ stand alsbald in den Läden und schlug wie eine Bombe ein: Grandioser Power-/Speed Metal ließ die Köpfe wie wild zu Hymnen wie „Death Rider“ (ich könnte schwören, daß der auch schon auf einem Sampler vor diesen Debut geritten ist...), „The Axeman“, „Battle Cry“, „Last Rites“ oder „Prince of darkness“ fliegen und die Band war im Underground eine feste Größe, von der man viel erwarten konnte. Dazu trugen neben der gelungenen Produktion und dem abstoßenden Cover (sowas mußte damals einfach sein, ha ha) insbesondere 2 Dinge bei: Zum einen die einzigartige Stimme von J.D. Kimball, rauh, heiser und dennoch unheimlich kraftvoll, so veredelte dieses gewaltige Organ das Omen-Material aufs Genialste, wobei sich die Jungs ihren ersten absoluten Klassiker bis zum letzten Song des Debuts aufgehoben hatten: Langsam eingeleitet, bringt „Into the arena“ Omen auf den Punkt: Knallhart, melodisch und durch die Stimme einzigartig (ich habe seitdem nie mehr einen Sänger gehört, der sich auch nur annähernd so angehört hat). „The sweat just pours from your body, combat is nigh, into the arena, we march to die“, das ist Kult und jeder, der sich Metal-Fan schimpft und diesen Song nicht kennt, sollte sich schämen!!! Zum anderen sei die Gitarrenarbeit von Kenny Powell erwähnt, die ein Kult-Riff nach dem anderen produzierte und deren melodische, pfeilschnelle Leads zwar hier und da ein wenig von den alten Maiden übernahm, dies jedoch gekonnt in eigene Ideen umsetzte, so daß man Omen einen wirklich eigenständigen Sound bescheinigen konnte (davon konnten sich auch die Waldbewohner in KA-Wolfartsweier überzeugen, denen wir bei unserer MS-Feier im Sommer zu weit fortgeschrittener Stunde mit Hilfe eines nebst riesigen Boxen ins Freie verfrachteten Hifi-Turms und in infernalischer Lautstärke „Into the arena“ ins Unterholz bliesen und völlig aufgelöst den Text mitsangen). Man konnte also auf den Nachfolger gespannt sein und eines Tages entdeckte ich ihn: Bedrohlich erhob sich die seitdem als Markenzeichen fungierende silberne Cobra auf schwarzem Hintergrund, bereit zuzuschlagen und damit traf sie genau die Platte und deren Titel „Warning of danger“. Klar, die 3 ersten Omen-Scheiben sind wirklich alle grandios, doch „WOD“ hatte etwas, was Vorgänger und Nachfolger nicht in diesem Maße bieten konnten, Song-Klassiker nämlich! Besser produziert als das Debut stand der Titelsong gleich am Anfang und man konnte beruhigt feststellen, daß sich rein gar nichts am Omen-Stil geändert hatte: Schnell, hart und voller Melodien, dabei mit J.D. Kimballs Power-Organ stets locker auf dem Gebiet völliger Eigenständigkeit marschierend. „March on“ war ein stampfender Power Metaller, der auch vom Debut hätte stammen können, ebenso wie „Ruby eyes (of the serpent)“, wo wieder mehr Gas gegeben wurde. „Don´t fear the knight“ war dann der nach dem Titelsong zweite Klassiker: Mit akustischer Gitarre langsam eingeleitet, wird hier ein Feuerwerk an geilen Riffs abgebrannt, daß es den Lautstärkeregler automatisch nach oben treibt. Da konnte man ihn gleich belassen, denn danach folgte (Achtung, Superlativ!) das für mich beste Intrumental aller Zeiten (!), „V.B.P.“ – über 5 Minuten lang voller Power, Ideen und genialer Gitarren und Breaks, das Ding müßt ihr gehört haben!!! Und da wir gerade bei absoluten Klassikern sind, Seite 2 begann mit dem von Chören bestimmten Intro „Premonition“ und leitete dann in den wohl schnellsten Omen-Song überhaupt über, „Termination“ – Leute, hier geht die Post ab, da kommt ihr mit Bangen kaum hinterher, es ist unglaublich; dabei aber stets nachvollziehbar und durch Gesang und Melodien in die Ewigkeit davonschwebend, Kult!!! Jede Menge Superlative, ich weiß, und gerade heutzutage, wo man damit allzu verschwenderisch bei immer wieder neuen Sensationen umgeht, sieht das nach Übertreibung aus, aber wenn ihr die Platte nicht kennt, dann hört sie euch an und ihr werdet zustimmen und wenn ihr sie kennt, wißt ihr eh, daß hier eben NUR Superlative angebracht sind. „Make me your king“ fiel etwas ab, bevor das schnelle „Red horizon“ mit geilem Refrain den Boden für das abschließende Killer-Szenario mit Namen „Hell´s Gates“ bereitete: Eigentlich eine Ballade, aber was für eine: Unheimlich, bedrohlich, geheimnisvoll und im Mittelteil in einen gnadenlosen Hammer umschlagend, bevor der Song balladesk und ruhig endet – DAS ist Power Metal, über den man auch in 10 Jahren noch sprechen wird (so wie man auch heute noch davon spricht, die Platte erschien 1985) und von dem die meisten neuen Bands heutzutage nur träumen können! Tja, leider gab´s keine Tour in Deutschland, es war wie verhext: Heir Apparent, Savage Grace, Agent Steel, ja sogar Leatherwolf hatten ihre Chance, die grandiosen Omen (ebenso wie die nicht minder göttlichen Fifth Angel) hatten sie nicht und sie sollten sie auch nie bekommen, eine Schande, die zum Himmel schreit und eine Tatsache, für die man das Label Metal Blade heute noch steinigen sollte. In Amerika lief´s aber ganz gut und daher setzte man alle Hoffnungen in das 86er-Werk „The Curse“ – eines gleich vorweg, wir haben es hier mit der wohl professionellsten Scheibe von Omen zu tun, man spürt in jeder Sekunde, daß sich die Band zu einer perfekten Einheit entwickelt hatte, die Produktion war sogar noch einen Tick besser als beim Vorgänger (die Gitarren kamen noch fetter) und auch die Verpackung entsprach allen Anforderungen. Die Songs auch, denn man kann nicht von einem einzigen behaupten, er fiele in irgendeiner Art und Weise ab, „TC“ war eine Platte, die man von einer schon relativ erfolgreichen Band wie Omen erwarten konnte, auch wenn meiner Meinung nach die absolut herausragenden Klassiker, die das Debut mit „Into the arena“ und der Nachfolger mit „Warning of danger“, „V.B.P.“, „Termination“ und „Hell´s gates“ besessen hatte, fehlten. Wie hoch aber das Qualitätsniveau von Omen zu dieser Zeit gewesen ist, sieht man trotz des Fehlens von herausragenden Klassikern ganz einfach daran, daß ich „TC“ für besser als 99% aller heute im so called „True“ Metal-Bereich veröffentlichten Scheiben halte, der Titelsong, „Kill on sight“ oder das geile Intrumental „S.B.P.“ untermauern diese These ebenso eindrucksvoll wie der Rest des Materials, bei dem Kenny Powell seine beste Leistung abliefert – alleine die ultra-melodischen Leads bei „Teeth of the hydra“ oder „At all cost“ stellen alles andere in den Schatten und lassen mich immer wieder ehrfürchtig innehalten und dem Metal-Gott danken, daß es sowas gibt (gab). Meines Wissens nach konnten Omen mit „TC“ die 100.000er Marke knacken und einem weiteren Anstieg stand eigentlich nichts im Wege...bis auf die Alkoholeskapaden von Sänger J.D. Kimball, die für allerlei Ärger innerhalb der Band sorgten. Wie dem auch sei, 1987 erschien eine Mini-LP namens „Nightmares“ und auch hier konnte man deutlich sehen, wie gut Omen doch waren: Der Titelsong und das geniale „Shock Treatment“, welches noch ein wenig schneller als „Termination“ daherkam, bliesen ganz einfach alles weg, was sich in den Weg stellte, da konnte man auch die miserable Live-Version von AC/DC´s „Whole lotta Rosie“ verkraften (daneben gab es mit „Bounty Hunter“ noch einen Song von „TC“, „Dragon´s Breath“ vom Debut war ebenfalls vertreten – auf der „TC“-Version findet man dann noch „Termination“ von „WOD“, auf der „WOD“-Version der Mini-LP steht der Titel nicht, das verstehe, wer will – der Song ist so gut, daß er auch zweimal auf einer CD stehen kann!). Tja und dann kam, was kommen mußte: J.D. Kimball beging den Fehler seines Lebens und beendete damit seine und die Karriere der anderen – er trank wie ein Loch, wurde unzuverlässig und flog aus der Band! Ein Nachfolger war mit Coburn Pharr schnell gefunden und 1988 wurde „Escape to nowhere“ veröffentlicht. Man hätte die Platte nicht treffender nennen können, denn sie war wirklich eine Flucht ins Nichts, meilenweit von dem Stil entfernt, der Omen bekannt gemacht hatte und ganz einfach nicht der Rede wert. So sahen das alle und das Kapitel Omen hatte sich erledigt, so schnell ging das. Im allgemeinen Reunion-Wahn der Neuzeit ließ es sich Kenny Powell jedoch nicht nehmen, Omen wieder ins Leben zu rufen, nachdem er zuvor unter dem Namen Step Child eine miserable Platte abgeliefert hatte, die nur unter dem Banner „Ex-Omen“ und nicht etwa deswegen angeboten wurde, weil sie gute Songs enthielt. „Re-opening the gates“ war ein guter Titel, nur stand außer Kenny Powell keines der anderen Original-Mitglieder mehr in der Band, J.D. Kimball aus dem einfachen Grund, weil Powell ihn nicht auftreiben konnte und so drückte er seinem Sohn (!) das Mikro in die Hand, holte sich noch 2 andere Musiker und lieferte eine CD ab, die man ihm um die Ohren schlagen müßte, denn diese hatte genausowenig was mit Omen zu tun wie „Escape to nowhere“ und so tauchte Mr. Powell wieder in der Versenkung unter, nicht ohne zuvor zu vesprechen, mit der nächsten CD wieder wie die alten Omen klingen zu wollen was ohne Kimball leider nur begrenzt möglich sein wird, wenn es überhaupt noch eine CD von Omen gibt. Um das Erbe weiterzuführen, haben sich die deutschen US-Metal-Verfechter Sacred Steel (hi Jörg, lange nix mehr voneinander gehört, meine Schuld...) des Titelsongs der ersten Omen-LP „Battle Cry“ angenommen und covern diesen auch ganz gut, sieht man mal von der Tatsache ab, daß man J.D. Kimballs Organ nicht imitieren kann. So wurde der Name Omen zum Ende der 90er wenigstens nochmal positiv erwähnt, zumal es sich Sacred Steel auch nicht nehmen ließen, die Band und deren 3 Klassiker-Scheiben in Interviews ausführlich zu promoten. Die CD´s gab´s in den 80ern mal ganz kurze Zeit, ich für meinen Teil konnte mir die Original-US-Versionen von „Battle Cry“ und „Warning of danger“ sichern und mich über das klein-bzw. sehr schlecht farbkopierte Booklet des Debuts sowie einer leeren weißen Doppelseite des somit nicht vorhandenen Booklets von „WOD“ freuen... Glücklicherweise wurden alle 3 Scheiben jetzt offiziell wiederveröffentlicht, auf „The Curse“ wurde auch noch die „Nightmares“-Mini-LP draufgepackt, so daß ich diese jetzt doppelt besitze, da sie auf der „WOD“-Version, die ich mir damals gekauft habe, auch drauf ist. Was soll´s, die Neuauflagen sehen besser aus als die lieblosen Original-Versionen und somit haben alle, die die Band nur vom Hörensagen kennen, die Chance, diese wirklich riesige Lücke in ihren Sammlungen recht kostengünstig zu schließen. Omen haben zumindest auf den ersten 3 Scheiben Power Metal der allerersten Qualität produziert, der auch heute noch locker mit allen gebotenen und über die Maßen gelobten Standards mithalten kann, denn hier wurde nicht gefrickelt oder sinnlos rumgeholzt, sondern voller Power und Melodie mit grandiosem Gesang losgelegt und somit Songs geschaffen, die wirklich im Ohr hängengeblieben sind und nicht nach kurzer Zeit wieder aus dem Gedächtnis verschwinden, wie das bei den meisten „True“ Metal-Sensationen heute der Fall ist. Hier liegt meiner Meinung nach der Hauptvorsprung der Bands der 80er und deswegen stehen diese auch heute noch so hoch im Kurs - Omen liefern neben allen anderen, die hier im MS schon ihren Platz gefunden haben, den Beweis dafür ab. The smell of death lingers in the air
Frank
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